II.)Die Sklavenhaltergesellschaft der Antike, Klassenkampf und Antagonismus zwischen Sklavenhalter und Sklaven, Entstehung des Staatswesens, des Handels und der Geldwirtschaft, kulturelle Blütezeit
Die Sklavenhaltergesellschaft ist die historische Notwendigkeit aus den Entwicklungen der Produktivkräfte; sie wäre innerhalb früherer Verhältnisse, wo jeder nur soviel produziert, wie es für das eigene Überleben ausreicht, sinnlos und kontraproduktiv gewesen. Bedeutete die Sklavenhaltergesellschaft zwar das Entstehen von massiver Herrschafts-, Ausbeutungs- und Klassengesellschaften, so war sie doch ein sozioökonomischer Fortschritt und bildete die Grundlage für eine weitere Fortentwicklung des Menschen vom Niederen zum Höheren. Der Feudalismus löst die Sklavenhaltergesellschaft schließlich um 500 n.Zw. ab bzw. negiert diese. Dennoch bleiben auch hier Überreste bis zum Imperialismus (westliche Kolonialisierung Amerikas, Asiens und Afrikas) und z.T. bis heute bestehen.
Kulturelle Hochburgen der Antike waren Ägypten, Griechenland und schließlich das Romanum Imperium.
Ebenso kennzeichnend für das Entstehen der Antike war neben der Entwicklung der antagonistischen (d.h. der gegensätzlichen, der sich gegenseitig bedingende, aber mit widersprüchlichen Interessen existierende) Klassengesellschaft damit auch des Instruments, welches die herrschende Klasse zur Herrschaftssicherung benötigt (der Staat), der Einehe und die Ablösung des Matriarchats durch das Patriarchat.
Ökonomische Basis
Der Teilung der Arbeit während der Phase der Sesshaftwerdung folgte schnell eine Spezialisierung der Arbeit. Diejenigen, welche sich als Erste umstellten, produzierten mehr, als zum eigenen Konsum nötig war. Dies ist der entscheidende Einschnitt im menschlichen Zusammenleben für die nächsten Jahrtausende: Das, was mehr produziert wurde („Mehrprodukt“), ließen die Produzenten nicht vergammeln, sondern gaben ihm die Form einer Ware. Es entstand die Warenwirtschaft mit Erzeuger und Konsumenten (welche bis dato identisch gewesen sind), Angebot und Nachfrage, Privateigentum, Naturalwirtschaft und schließlich Geldwirtschaft. Da das Mehrprodukt getauscht, und nicht „geschenkt“ wurde, entstand eine Form des Reichtums für erfolgreiche Produzenten, begründet auf den Privatbesitz an Produktionsmitteln und alsbald auch an Grund & Boden. Die Möglichkeit, die sich hierraus erbot, ist klar: Diejenigen, die in privaten Produktionsmittelbesitz waren, arbeiteten nicht mehr selbst, sondern ließen andere für sich arbeiten, welche eben keine Produktionsmittel selbst besaßen. Die Produkte dieser Angestellten gehörten dem Privatbesitzer.
Steigende Arbeitserträge hatten zudem die Voraussetzung, genügend Absatzmärkte für die im Überschuss produzierten Güter zu finden, sodass mit dem Handel auch die Geldwirtschaft etabliert wurde. Die Suche nach Absatzmärkten sorgte für reichlichen Fernhandel, der staatlich geschützt und ausgebaut werden sollte. Erstmals wurden auch militärische Feldzüge und Kriege gegen weit von der Heimat entferntes Gebiet geführt, um Absatzmärkte national abzusichern, neue Arbeitskräfte (Kriegsgefangene) und die für die Heimat benötigten Ressourcen ausländischer Herkunft anzueignen.
Ideologischer Überbau
Die völlige Entrechtung der werktätigen Schicht, das Leben einer Minderheit auf Kosten einer Mehrheit hat einen Effekt zur Folge, der aus moderner geschichtswissenschaftlicher Sicht durch und durch positiv bewertet wird: Die Sklavenhaltergesellschaft sorgte dafür, dass die Mitglieder der herrschenden Klasse viel Zeit hatten; Zeit, die in der Urgesellschaft nicht vorhanden war. Diese Zeit wurde in den wenigstens Fällen vergeudet, sondern in teils bezahlte, teils unbezahlte Kopfarbeit investiert. In der Antike gab es den ersten Aufschwung der Wissenschaft und der Kunst. Die Reste und Vermächtnisse aus dieser Zeit werden noch heute studiert und geehrt, ob es nun römische Tempel oder griechische Philosophie sind. Die kulturelle Blüte menschlicher Gesellschaft ging einher mit dem höchsten Grad an ökonomischer Ausbeutung und sozialer Barbarei. Allerdings waren diese zwei Aspekte regional abgegrenzt. Zentren kultureller Blüte bildeten große Städte (antike Großstädte: Rom, Athen, Alexandria), in der auch Politik und Verwaltung angesiedelt waren. Ökonomische Ausbeutung aber fand dezentral auf dem Land statt.
Antike Klassengesellschaft
Es entwickelte sich eine Klassengesellschaft mit herrschenden und unterdrückten bzw. ausbeuterischen und ausgebeuteten Klassen und eine gesellschaftlich akzeptierte Hierarchie. Die Arbeiter bekamen im Gegenzug zu ihrer Arbeit von ihrem „Herren“ ihren Lebensunterhalt sichergestellt, man bezeichnet sie als „Sklaven“. Das Niveau der sowohl materiellen als auch ideellen Lebensbedingungen der Sklaven unterschied sich von Herr zu Herr.
Anfangs dominierten in der Klasse der Sklaven die Angehörigen des Herren, gesamtzeitlich dominierend waren während der Epoche aber die Schicht der ausländischen Kriegsgefangenen. Ökonomisch lässt sich die antike Gesellschaft in zwei Hauptklassen aufteilen: Sklavenhalter als ausbeutende Minderheit und Sklavenarbeiter als ausgebeutete Mehrheit. Zusätzlich gab es mit dem Aufkommen des Staates auch eine politisch-bürokratische und militärische Elite, welche aber größtenteils zu der Klasse der Sklavenhalter hinzuzuzählen sind.
Kennzeichnend für die Klassengesellschaft der Antike war, dass die Sklavenhalter nicht nur die Produktionsmittel, sondern sogar die menschlichen Produzenten selbst als Privateigentum besaßen. Sklaven waren nicht Herren ihrer selbst, sondern waren abhängig von den Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen ihres Herren. Rechtlich gesehen sind Sklaven Gegenstände gewesen, die konsequenterweise auch erschlagen werden durften, ohne dass der Täter dafür bestraft worden ist – solange der Täter nicht ebenfalls aus der Sklavenklasse kommt. Oft wechselten einzelne Sklaven während ihres Lebens vielfach ihren Besitzer, da sie auf den Markt ähnlich wie Waren heute frei gehandelt werden konnten.
Mit dem Einsatz von massiven Aufgeboten von Sklavenarbeitern kam auch der Reichtum einzelner Familien zustande. Je größer der Besitz an Sklaven war, desto höher die private Produktionskraft, desto mehr Chancen auf Reichtum bestand.
Ein Teil der Sklaven war direkt an einem „Hausbesitzer“ gebunden und von seinen Vorstellungen über adäquate Lebensbedingungen abhängig. Gute Beziehungen zu ihrem Herren zahlten sich materiell durchaus aus. Dieser Teil der Sklaven lebte aber abgesichert und brauchte sich wenig Sorgen über ihre Zukunft zu machen, solange sie keine willkürlichen Terrorakten ausgesetzt waren. Zu Beginn ihres Lebensabend wurden sie entlassen, d.h. rechtlich mit anderen Nicht-Sklaven gleichgestellt.
Ein weit größerer Teil allerdings produzierte nicht für eine bestimmte Familie, sondern für Wirtschaftsunternehmen und somit für den Markt. Ihre Lebensbedingungen waren weitaus schlechter, sie teilten sich ihre Zimmer mit mehreren Sklaven und wurden aufgrund der großen Anzahl an Sklaven in dem Betrieb weitaus leichter „bestraft“ und misshandelt.
Die auf dem Land lebenden Bauern teilten sich in zwei Schichten: Einmal gab es diejenigen, welche Privateigentum an Produktionsmitteln und Produzenten besaßen und gehörten somit zu der Klasse der Sklavenhalter. Andermal gab es diejenigen Bauern, welche nur Produktionsmittel als Privateigentum besaßen und auf ihre eigene Arbeitskraft angewiesen blieben. Für diese zweite Schicht der Bauern zeigte der militärische Dauereinsatz (als römische Staatsbürger waren sie verpflichtet in der römischen Legion zu dienen) besonders ungünstige Auswirkungen: Ständig in Feldzügen fern der Heimat verwickelt, konnten sie ihr Hab und Gut nicht rechtzeitig bewirtschaften. Zusätzlicher Konkurrenzdruck durch die sklavenhaltende Schicht der Bauern / Grundherren sorgten schließlich für ihren Ruin. Sie zogen in antike Großstädte und bildeten die städtische Klasse des Lumpenproletariats.
Dort bezahlten meist bedeutende Politiker ihren Unterhalt, die dafür auf die Stimmen des Lumpenproletariats für die nächste Wahl hofften (römische Demokratie).
Antiker Klassenkampf
Durch die immer fortwährende Senkung der Lebensbedingungen und das immer fortwährende Anwachsen der Sklavenklasse kam es zu einer Stärkung des Klassenbewusstseins der Sklaven. Dies zeigte sich im auch heute noch berühmten Spartakusaufstand 73 v.u.Z., in deren Folge ein um Freiheit kämpfendes Sklavenheer von 200.000 Mann nach mehreren militärischen Siegen vollständig massakriert wurde. Das Ziel eines jeden Sklavenaufstandes war jedoch niemals die Aufhebung der Sklaverei. Gemäßigte Sklavenaufstände verlangten nur eine Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen (welche zur damaligen Zeit aber im Grunde identisch waren), radikalere Sklavenaufstände wiederum versuchten selbst Sklavenhalter zu werden.
Sklaverei war zur Antike selbstverständlich wie der Wechsel von Tag und Nacht. Das liegt an dem Fehlen intellektueller Führer der Sklavenklasse, dies wiederum am niedrigen Produktionsniveau der Gesellschaft.
Ökonomische Entwicklung
Die große Masse an Sklaven arbeitete für den Markt, sodass auch vor 2000 Jahren bereits die Regeln des Marktes galten, die uns heute nur allzu bekannt vorkommen: Je weniger der Sklavenbesitzer für den Lebensunterhalt der Sklaven bzw. für die Reproduktion der Arbeitskraft ausgeben musste (durch weniger Nahrung, Kleidung, Pflege in der Unterkunft etc.), desto größer waren dessen Einkünfte. Ein weiterer uns bekannter Vorgang bildet die Verdrängung der Kleinbetriebe aus dem Markt zugunsten einiger Großbetriebe.
Jedoch, es kam der Moment, wo die Produktivkraft der antiken Sklavenhaltergesellschaft nicht weiter gesteigert werden konnte. Als das Maximum an arbeitenden Sklaven erreicht war, gab es eine Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung. Dies liegt zum einen an fehlendem technischen Fortschritt (welches auf der wissenschaftsfeindlichen Ideologie des aufstrebenden Christentums zurückzuführen ist), zum anderen aber am fehlendem Willen der Sklaven, ihre Anstrengungen zu erhöhen. Da die Arbeitsbedingungen der Sklaven die unterste mögliche Grenze überhaupt erreicht hatten, konnte sich die Lage der Sklaven auch nicht weiter verschlechtern. Dies merkten sie, und so gab es durchaus Motivation zu Sabotageakten, minimaler Leistungsbereitschaft, schlechter Materialbehandlung etc. In keiner Gesellschaft stand die arbeitende Schicht der Arbeit selbst so feindlich gegenüber wie in der Antike. So erreichte die Produktivkraft einen Stillstand und machte schließlich sogar Rückschritte in der Entwicklung.
Übergang zum Feudalismus
Da die Produktionsverhältnisse nun -nach einigen Jahrhunderten der wissenschaftlichen und kulturellen Blüte- unvereinbar geworden sind mit der Entwicklung der Produktivkräfte und sie nur noch wie Fesseln wirkten, suchten die Menschen einen Ausweg aus diesem Widerspruch. Sie fanden ihn in der feudalen Wirtschaftsmethode, welche zum Zeitpunkt der Völkerwanderung die Sklavenverhältnisse vollständig beseitigte.
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