III.)Die Feudalgesellschaft des Mittelalters, in der das Lehenswesen und die Leibeigenschaft die Bauern als unterster Stand zugunsten einzelner Feudalherren ausbeuteten. Die Bauern hatten zwar Existenzrecht, aber keine Grundrechte. So genügte es, wenn der besitzende Feudalherr seine Abhängigen am Leben erhielt. Fließender Übergang zum Kapitalismus.
Der Mangel an weiteren Arbeitskräften infolge dem Ende der Eroberungsfeldzüge Roms und die Vernichtung des freien Bauerntums durch die Sklavenwirtschaft sind verantwortlich für die nächsthöhere Entwicklungsebene des menschlichen Zusammenlebens. Die materiellen Ansprüche der römischen Oberschicht konnten nichtmehr befriedigt werden, woraus sich erschließen lässt, dass dieser wirtschaftliche Rückgang auch verantwortlich ist für die geistig-kulturelle Rückentwicklung. Der grobe zeitliche Rahmen für den Feudalismus europäischer Art erstreckt sich vom 6. Jh. bis zum 15. Jh., wovon sich die letzten Reste aber erst in Frankreich 1789, in Deutschland im 19. Jh. und in Russland erst 1917 auflösten.
Ökonomische Basis
Der Start in das Feudalsystem ist geprägt von Versorgungsengpässen, Verarmung auch bisher reicher Landstriche, einem Massenelend sowohl auf dem Land als auch in der Stadt und der Völkerwanderung, welche zwar Produkt dieser Entwicklung ist, diese Entwicklung damit aber nochmal verschlimmerte.
Die Produktion konzentrierte sich -wie die vorherige Entwicklungsstufe auch- auf die Landwirtschaft.
Als Reaktion auf die neuen Verhältnisse warben zahlreiche Großgrundbesitzer Bauern an, die auf ihrem Gebiet wirtschaften konnten und die den Bauern die Pflicht zum Kriegsdienst nahmen. Als Gegenleistung sollten diese „Kolonnenbauern“ einen bestimmten und vorher festgelegten Anteil an ihrer Ernte und Erzeugnisse an den Großgrundbesitzer ihres Gebietes abgeben. Die Feudalherren hatten also Verfügungsgewalt über die Bauern. Die Abgabenleistungen wurden so gelegt, dass der Bauer all das behalten durfte, was er über die erforderten Abgaben hinaus produziert hatte. Dieser Anreiz ist mit Ursache für die Produktivkraftssteigerung in der Hochphase des Mittelalters.
Nachdem sich die Abhängigkeit vom landlosen Bauern zum Feudalherren etabliert hatte, wurde die Fronarbeit eingeführt. D.h. die Bauern mussten zusätzlich zur Bewirtschaftung ihren eigenes Ackerfeldes und der damit verbundenen Abgabe auch noch (unter Aufsicht) auf dem Ackerfeld ihres Grundherren arbeiten. Die Erträge hierraus gingen ausschließlich an den Feudalherren. Die Leibeigenschaft ist der Ausdruck dieser feudalen Produktionsverhältnisse.
Etwas komplexer ist das System des Lehenswesen gewesen. Der König verlieh Grundbesitz und Ämter an Herzöge, Grafen, Bischöfe und Äbte (Kronvasallen) und stand ihnen mit Rat und Hilfe, Schutz und Treue zur Seite.
Dagegen leisteten die Kronvasallen dem König Hof-, Amts- und Kriegsdienste und Treue. Die Kronvasallen konnten Königsgüter, Ämter und Eigenbesitz an kleinere Vasallen (Untervasallen) weiterverleihen. Diese Untervasallen schworen nur dem unmittelbaren Lehnsherren den Treueid, nicht aber dem König. Sie leisteten den Kronvasallen Amts- und Kriegsdienste und Treue. Die unterste Stufe bildeten die Abhängigen (leibeigene Bauern und Knechte), die von den Untervasallen Land, Schutz und Treue erhielten. Im Gegenzug leisteten sie denjenigen Frondienste, Naturalabgaben und Treue. Die so entstandene Rangordnung war vielfach abgestuft und ungenau bestimmt, sie wird meistens mit einer Lehnspyramide (An ihrer Spitze steht der König, eine Stufe unterhalb folgen seine Kronvasallen, also Herzöge, Grafen, Bischöfe und Reichsäbte. Ein weitere Stufe darunter befanden sich die sogenannten Aftervasallen [Ritter, Ministerialen, Äbte]. Ganz unten befanden sich die Bauern in Form von freien, hörigen und leibeigenen) dargestellt. Ein Personenverband mit vielfältigen Bindungen, an dessen Spitze der König stand, hatte sich gebildet. So war der fränkische Feudalstaat zu einem Lehnstaat und zu einem Personenverbandsstaat geworden. Heerwesen und Verwaltung konnten fast nur noch über den Abschluss von Lehnsverträgen realisiert werden. Gleichzeitig beruhte der Staat nicht primär auf der Herrschaft über ein Gebiet, sondern über einen Verband von Personen.
Die Geldwirtschaft fand im Mittelalter wenig Bedeutung, es herrschte vorwiegend Naturalwirtschaft.
In den im Spätfeudalismus kolonialisierten Gebieten außerhalb Europas kam es zu einem Coming-Back der Sklavenarbeit, welche bis weit in den Frühkapitalismus hineinwirkte.
Feudale Klassengesellschaft
Das wirtschaftliche Leben während des Mittelalters fand zum größten Teil auf dem Land statt. Dort standen sich die ausbeutende Herrschaftsklasse (Krone, Adel, Klerus) der Großgrundbesitzer der ausgebeuteten, arbeitenden Klasse der Bauern als antagonistische Klassen gegenüber. Bemerkenswert ist, dass in dieser Epoche das Eigentum an Grund und Boden und später das persönliche Besitzrecht ausschlaggebend ist für die feudalen Herrschaftsverhältnisse (Leibeigenschaft und Lehenswesen). Die agrarischen Produktionsmittel befanden sich teils in Besitz der Großgrundbesitzer, teils aber auch im Besitz der werktätigen Bauern – ein gewaltiger sozialer Fortschritt im Vergleich zur antiken Sklavengesellschaft. Dies hatte zur Konsequenz, dass die Bauern erstmals an der technischen Fortentwicklung ihrer Produktionsmittel interessiert und bereit waren, diese zu fördern.
Die ökonomisch herrschende Klasse ist identisch mit der politisch herrschenden Klasse. Zu ihr gehörten König, Adel und Klerus (zusammengefasst in „Feudalherren“). Der König wiederum erhielt eine extra Stellung an der Spitze der Gesellschaftspyramide, seine Interessen standen meist in Widerspruch zu den Interessen des Adels und des Klerus.
Die Adligen bzw. die Kronvasallen betrachteten das Lehen als ein Besitzrecht und nicht mehr wie im ursprünglichen Sinn als ein Amt mit festgelegten Diensten und Pflichten. Neben den Lehen besaßen die Adligen auch eigene Ländereien (Allod). Der Adel stellte eine wesentliche Stütze der königlichen Macht dar. Er hatte das „gottgewollte“ Vorrecht zur Herrschaft über niedrigere Gruppen. Der König konnte aufgrund des Lehneides durch den Adel über das Volk herrschen. Diese Form des Herrschens war nötig, da es keine Verwaltungsorganisation im Reich gab. Der Adel dominierte seit dem 8. Jahrhundert in hohen kirchlichen und weltlichen Ämtern.
Desweiteren gab es die Schicht der Untervasallen, welche zumeist die Funktion eines Ritters hatten. Die Anfänge des Rittertums liegen im 9. Jahrhundert. Die Ritter gewannen als Beschützer und Verteidiger der Landbevölkerung an Bedeutung. Sie wurden damals noch als wild, ungestüm und ohne jede Mäßigung bezeichnet. Mitte des 11. Jahrhundert wandelte sich das Bild des Ritters zum Positiven, wobei die Beschreibungen in der Dichtung auch nicht der Wirklichkeit entsprachen, sondern nur das Ideal des Ritters wiedergaben, welches es nur selten gegeben hat.
Unter dem Einfluss der Kronvasallen (z.B. Fürsten) traten die Ritter in den Dienst für Gott, den König oder den Kaiser. So entstand das Leitbild des christlichen Ritters, welcher zur Zeit der Kreuzzüge die Verteidigung des christlichen Glaubens gegen die Heiden zu seinem Lebensinhalt machte, ebenso wie den Dienst für die Lehnsherrn. Zum Ritter wurde man gemacht, indem man als Sohn eines Adligen im Alter von 10 Jahren in die Hände eines Edelmannes gegeben wurde. Dieser unterwies den Jungen im Umgang mit den Waffen und im höfischen Benehmen. Bewährte er sich im Turnier, Krieg oder in der Jagd, wurde er im Alter zwischen 10 und 25 Jahren zum Ritter geschlagen.
Die ländliche Bevölkerung machte ca. 75 bis 80 % der Gesamtbevölkerung aus. Die Masse von ihnen bestand aus unfreien Bauern. Ihr Leben war gekennzeichnet durch harte Arbeit und ständige Existenzangst. Der Frondienst für die Untervasallen musste unabhängig vom Erfolg der Ernte geleistet werden. So konnte eine schlechte Ernte, z.B. aufgrund eines Naturereignisses, die Einkünfte einer Bauernfamilie unter das Existenzminimum sinken lassen. Der Bauer blieb vertraglich festgeschrieben sein ganzes Leben in Abhängigkeit zu einem Grundherren oder seines Nachfolgers.
Die Bauern konnten aber nicht -im Gegensatz zur Antike- selbst als Waren behandelt werden.
Man unterteilt die feudale Bauernklasse nocheinmal in drei weiteren Ständen. Die freien Bauern, welche nur eine geringe Minderheit waren, konnten unabhängig von einem Herrn wirtschaften, sie besaßen Grund, Boden und Produktionsmittel selbst. Die hörigen Bauern waren diejenigen, welche auf dem Grund & Boden eines adligen Gutsherren wirtschaften und dafür Abgaben leisten mussten. Die unfreien Bauern allerdings waren „Leibeigene“, d.h. sie mussten zusätzlich zu den Abgabenleistungen noch Frondienst leisten -also auf der landwirtschaftlichen Fläche des Herrn selbst ohne Verdienste arbeiten-, waren völlig rechtlos, durften ohne Zustimmung ihres Grundherren weder die Grundherrschaft wechseln, noch heiraten oder als Zeugen vor Gericht aussagen.
Erst später (ca. ab dem 11./12. Jh.) entstand zeitgleich mit der Herausbildung der Städte das Bürgertum. Als Bürger bezeichnete man deshalb ursprünglich einen Stadtbewohner. Man differenzierte zwischen den „burgaere“, welcher alle politischen Rechte besaß, und dem „medewoner“ (Einwohner), welcher keine politischen Rechte besaß. Alle Stadtbewohner waren aber im Gegensatz zu der Landbevölkerung frei. Löste sich eine Person aus der Landbevölkerung von seinem Grundherren und wanderte ab in die Stadt, so konnte er das Bürgerrecht erlangen, vorausgesetzt sein Grundherr machte keine Ansprüche geltend. Um seine persönliche Freiheit zu erlangen musste er im allgemeinen ein Jahr und ein Tag in der Stadt leben („Stadtluft macht frei“). Das volle Bürgerrecht erlangte er jedoch erst, wenn er den Bürgereid leistete und sich verpflichtete seine bürgerlichen Pflichten zu beachten.
Speziell behandelt werden muss der Stand des Handwerkers, auf dessen die Klasse des Bürgertums basierte. Die Handwerker waren freie Leute. Zunächst hatte es in der Stadt nur solche Handwerker gegeben, die auch auf dem Lande vorhanden waren: Schmiede, Drechsler, Böttcher, Lederarbeiter. Je weniger sich aber die Städter um ihre Äcker vor den Toren kümmerten, desto mehr kam das Nahrungsmittelgewerbe auf: Bäcker, Brauer, Fleichhauer. Da die Kaufleute ihren Reichtum immer mehr auf der Straße zeigten, wurden Weberei und Bekleidungsgewerbe zunehmend wichtiger. Als die Städte selbstständiger geworden waren und für ihre Ruhe und Freiheit sorgen mussten, wurden auch die Metallhandwerker, die Messerschmiede, Helmschmiede, Bogner, Panzerschmiede, Huf- und Nagelschmiede wichtiger und zunehmend wohlhabender. Durch diesen Aufschwung stieg auch die Zahl der Handwerker in den Städten. Je größer die Städte wurden, desto weniger beschränkten sich die Handwerker darauf, nur das herzustellen, was gerade ein Kunde bei ihnen bestellt hatte. Sie begannen auf Vorrat zu arbeiten und wollten ihre Waren wie die Kaufleute auch auf dem Marktplatz verkaufen dürfen. Dabei stießen sie auf erheblichen Widerstand seitens der Patrizier, d.h. des Orts- und Ministerialadels.
Dagegen schlossen sich die Handwerker zu Zünften zusammen, wobei die Stadtregierungen zunächst vergeblich versuchten, sie zu verbieten. Schließlich, nach teils blutigen Kämpfen, einigten sie sich darauf, dass sich die Zünfte der Stadt gegenüber verpflichteten, den Bürgern für einen „gerechten Preis“ nur „gute Ware“ zu liefern. Im Gegenzug durfte der Bürger seine Ware nur bei den städtischen Handwerkern kaufen.
Im 14. Jahrhundert beanspruchten die Zunftmeister ihren Platz im Rat der Stadt. In manchen Städten gab der Rat nach und die Zünfte erhielten einen Anteil am Stadtregiment. In anderen Städten suchte der Geschlechteradel sich im Alleinbesitz der Macht zu behaupten. Dabei kam es zu Kämpfen, die oft mit Massenhinrichtungen oder Austreibungen endeten. In den Städten Oberdeutschlands und an Main und Rhein, deren Reichtum zum größten Teil dem Gewerbefleiß der Handwerker zu verdanken war, siegten meistens die Zünfte. In den Hansestädten Norddeutschlands behielt das kaufmännische Patriziat das Regiment.
Der Vollständigkeit wegen hier auch eine kurze Beschreibung des sg. Fahrenden Volkes, welches für die Entwicklung im Mittelalter aber keine Rolle spielte. Vagabunden wurden ungeachtet ihrer unterschiedlichen Herkunft und den verschiedenen Gründen für ihr Wanderleben als fahrendes Volk oder fahrende Leute bezeichnet. Eine wichtige Gruppe unter den Fahrenden waren die wandernden Berufsleute, wie Sänger, Spielleute, Schausteller, Herolde und Gaukler, Quacksalber und Chirurgen. Sie zogen von Stadt zu Stadt und verdienten ihren Lebensunterhalt auf den Märkten. Mit ihnen zogen Prostituierte, die so genannten fahrenden Frauen und Töchter. Zeitweise ortsansässig waren dagegen emigrierende Handwerker wie Kessler und Hafner sowie Vertreter von Bauberufen wie Steinhauer und Steinmetzen. Ebenfalls nur temporär auf Reisen waren Fernkaufleute und Markthändler sowie Gesellen.
Die Geburt bestimmte die soziale Stellung, ein Wechsel zwischen den einzelnen Ständen war nicht möglich (Ausnahme: entlaufene Bauern konnten Bürger werden).
Ökonomische Entwicklung
Die erste große wirtschaftliche Errungenschaft war die Einführung der Dreifelderwirtschaft. In der Dreifelderwirtschaft wurde ein Ackerfeld periodisch abwechselnd mit Sommergetreide, Wintergetreide und Brache bewirtschaftet, was die Bodenfruchtbarkeit und damit auch die Produktivität enorm steigerte. Zusätzlich sind technische Neuerungen für eine gewaltige Ertragssteigerung verantwortlich, welches den Grundstein legte für ein anschließend einsetzendes Bevölkerungswachstum.
Einen großen Sprung machte die regionale Arbeitsteilung. Diese führte zu einer regional abgegrenzten Warenproduktion. Lebensmittel wurden auf dem Land produziert, während sich die handwerkliche Produktion auf die Städte beschränkte.
Die Vorstufen des Kapitalismus entwickelten sich deutlich heraus: Als ausschlagebend gilt das enorme Anwachsen des Handelskapitals nach der Eroberung Konstantinopels durch Venedig (1204), das damit verbundene Aufkommen neuer Handelsverkehrswege nach Asien und das Aufkommen neuer Märkte in den Städten. Die gestiegene agrarische Arbeitsproduktivität war die materielle Grundlage zum Aufstieg des Handels. Mitentscheidend war auch die Verdrängung (handels-)kulturfeindlicher Zivilisationen wie die Sarazenen im Süden und die Wikinger im Norden.
Das mittelalterliche Handelsdreieck meint den Handel zwischen dem Tuch-Produktionszentrum in Großbritannien und den Niederlanden, der Handelsstädte Venedig und Genua sowie den Handelsstädten der Deutschen Hanse (z.B. Bremen, Hamburg, Danzig, Lübeck, Rostock). Zentraler Bezugspunkt des mittelalterlichen Handels war aber bis zur Eroberung durch die Türken 1453 Konstantinopel. Selbst Skandinavier trieben mit der Stadt über russische Flüsse Handel.
Hierraus resultiert auch die stets steigende Bedeutung der Geldwirtschaft. Lieferung und Bezahlung konnten nicht immer zeitlich identisch sein, sodass das Aufkommen der Kreditwirtschaft die passende Lösung zu sein schien. Bald schon wurden auf Kredite Zinsen veranschlagt, um den Gläubiger für die Wartezeit zu entschädigen. Die Folgen nahmen ihren Lauf: In Italien gründeten sich die ersten Banken. Für den besonders gefährdeten Schiffsverkehr entstanden Versicherungen. In Norditalien formten sich auch erste Börsen heraus. Staatspapiere (Schuldscheine von Staaten) mit einem Anteil an einer Handelsgesellschaft oder einem Bergwerk waren die Vorläufer der Aktie.
Wie bereits oben angekündigt, entwickelte sich neben der klassischen Schichten der Feudalherren und der Bauern eine neue Schicht heraus: Das städtische Bürgertum. Diese bestanden aus hauptsächlich Kaufleuten und Handwerker.
Innerhalb der Stadt entwickelte sich das Handwerk. Die Struktur des Handwerks ist bereits mit heutigen kapitalistischen Strukturen zu vergleichen: Ein Meister bschäftigte mehrere Gesellen, welche-solange sie keine Aufstiegsmöglichkeiten hatten- zu der Vorgängerschicht des modernen Proletariats gehörten. Der Gewinn kam sowohl durch Monopolpreise (Zünfte konnten das Angebot soweit regulieren, dass der Preis höher gehalten werden konnte als die Produktionskosten) als auch bereits durch Mehrwert zustande.
Ebenso entwickelte sich der Stand der Kaufleute, welcher sich aber auf das des Handwerks gründete. Neben der Organisation in Zünften fand Handwerk vorallem in der Form der Heimarbeit statt. Kaufleute vesorgten diese nun kostenlos mit den nötigen Ressourcen, wofür diese sich aber auch das fertige Produkt kostengünstig erwerben und anschließend weniger kostengünstig weiterverkaufen konnten. Während des Produktionsprozesses waren die Heimarbeiter quasi Schuldner der Kaufleute. Verstärkt wurde dieser Prozess durch die allgemeine Einführung des stehenden Heeres Ende des 15. Jh. Lokal begrenzt enstand eine große Nachfrage, was vor allem Kaufleuten nutzte, welche die benötigten Waren von Handwerkern kauften und an den Armeen gewinnbringend weitergaben. Desweiteren konnten Kaufleute ressourcenreiche Gebiete von Fürsten pachten, soweit diese bei ihnen verschuldet waren. Charakteristisch für diese Phase des Spätfeudalismus war die Monopolpreisstellung einzelner Kaufleute. Typische Produkte, die durch Kaufleuten gehandelt wurden, waren Textilien, Gegenstände staatlichen Militärbedarfs, Getreide und Schlachtvieh für urbane Gegenden, die nicht durch die angrenzende Landwirtschaft ausreichend versorgt werden konnten, später auch Sklaven für Kolonien besonders in Amerika. Nicht umsonst wird die Phase des Spätfeudalismus auch als Phase des Handelskapitalismus bezeichnet.
Im Spätfeudalismus entwickelten sich die Manufakturen heraus. Diese waren ähnlich organisiert wie moderne Industriebetriebe, aber arbeiteten ohne den Einsatz von durch Wasserkraft, Dampf oder Elektrizität angetriebene Maschinen. Die Produktion beschränkte sich also auf die reine Form der Handarbeit. Allerdings entwickelte sich hier bereits die heute typische Form der Arbeitsteilung. Arbeiter fertigten von Hand Teile des Produkts bzw. fügten anschließend die Teile des Produkts zu dem Gesamtprodukt zusammen.
Mit dieser Produktvkräfteentwicklung in den Städten bildete sich eine ausgeprägte Form der Warenwirtschaft heraus, die zunehmend wieder auf der Geldwirtschaft basierte.
Zwei Momente bedingten einen enormen Rückgang der feudalen Produktivität: Der um 1300 u.Z. einsetzende Klimawandel und die Pest. Beide sorgten für einen Bevölkerungsrückgang und demnach auch Arbeitskräfterückganges, was auch die Abgaben als Lebensgrundlage des Adels verminderte. Mit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 wurde zudem auch der Handelsweg nach Asien versperrt.
Ab dem 16. Jh. ging die Produktivität allerdings wieder bergauf: Die Erfindung des Spinnrades, des Webstuhles sowie die Anwendung von Baumwoll-Technik trug zu einer enormen Produktivkrafterweiterung bei. Passend hierzu konnten durch Entdeckungen auf geographischer Ebene neue Absatzmärkte und neue Handelsmöglichkeiten hinzugewonnen werden.
Ideologischer Überbau
Die bekannteste politische Herrschaftsform des Feudalismus ist der Absolutismus, welcher sich im Spätfeudalismus bildete und bis zum Frühkapitalismus überdauerte. Er ist das notwendige Produkt der ökonomischen Entwicklung, welche neue Anforderungen an das gesellschaftliche Zusammenleben stellte. Die Zersplitterung der politischen Landschaft in unzählige Klein- und Kleinststaaten mit eigenen Steuern, Zöllen und Abgaben, eigenen Gesetzen und eigenen Währungen verhinderten die Weiterentwicklung der Gesellschaft. Die permanente Kriegsführung zwischen den europäischen Königshäusern -mit dem 100jährigen Krieg als Höhepunkt- machte eine zentrale Staatsgewalt notwendig, um die Kosten für Militär und Kriege finanzieren zu können. Vorformen des modernen Steuersystems etablierten sich, der Staat wiederum verschuldete sich bei reichen Privatpersonen.
Da der Einfluss des Adels aufgrund des Aufkommens des städtischen Bürgertums und des Strebens der Bauern nach Unabhängigkeit zu schwinden drohte, war dieser bereit, eine zentrale Staatsmacht zu etablieren, welcher seine ökonomischen Herrschaftsansprüche besser durchsetzen und verteidigen konnte – auch unter dem Eingeständnis der politischen und militärischen Hegemonie an die Krone.
Das Kennzeichnende des Absolutismus ist, dass der Monarch den Gesetzen nicht unterworfen ist („legibus absolutus“), da er von Gott eingesetzt worden und damit auch nur vor Gott verantwortlich sei (Gottesgnadentum). Das Staatsgebilde modernisierte sich, der Staat umfasste nunmehr ein geschlossenes Gebiet, eine zentrale Staatsgewalt, einem entsprechenden „Staatsvolk“ und mitunter auch eine einheitliche Religion. Zentrale Merkmale des Absolutismus waren:
→ allein verkörpert durch einen König; rechtlich unbeschränkte Fürstenherrschaft
→ organisiert durch neue Institutionen und einen ausgeprägten Beamtenapparat
→ Bildung einer „höfischen Kultur“, die sich durch Glanz, Luxus und Wohlstand auszeichnete
→ Absolutismus zielt auf Rationalität und Effektivität ab
→ Geld- statt Naturalwirtschaft, Steuern als Grundeinnahmemittel für Staaten
→ Konflikt zwischen weltlichen und geistlichen Kräften; religiöser Einfluss auf die Politik
→ regionale Instabilität: Fürsten rangen um regionalen Machtzuwachs, Volksaufstände bei z.B. Missernten, überhöhte Steuern und Arbeitslosigkeit
→ stetiger Konflikt zwischen König und Adel um Machtverhältnisse in der Frühphase des Absolutismus
→ keine städtische Selbstverwaltung
→ keine Gewaltenteilung, der Absolutist hatte stets die volle juristische Kontrolle und bestimmte das Rechtssystem willkürlich (Zentralisierung der Staatsgewalt)
→ keine Religionsfreiheit
→ stehendes, großes Militär als Machtsicherung nach Innen und Außen
→ Rüstung erhielt Prioritätsstellung, Militär war modern und schlagkräftig
→ Einschränkung des adeligen Einflusses auf das Militär, Kontrolle bei König und Kriegsminister
→ Streben nach territorialer Expansion und kontinentaler Hegemonie durch Eroberungsfeldzüge
→ Förderung der nationalen Kultur als Spiegelbild für den absolutistischen Herrscher („französische Klassik“)
→ Prunksucht und architektonischer Größenwahnsinn (Schloss von Versailles)
→ Trennung von Staat und Gesellschaft
Zwei europäische Staaten unterschieden sich seiner politischen Organisation nach vom klassischen Absolutismus: Die Niederlande waren von Ende des 16. Jh. bis zu Beginn des 19. Jh. eine plutokratische Republik, d.h. ein kleiner Teil der Handelsbourgeoisie leitete die Regierung. Ausnahmekandidat Nummer zwei ist Großbritannien, welches zwar auch eine Monarchie war, aber mit Parlamentsherrschaft seit 1688 und eine schnell verbürgerlichten Adelsschicht.
Seit der Reformation durch Martin Luther vermehrten sich Religionskonflikte, der 30jährige Krieg war insbesondere für Deutschland als zentrales Schlachtfeld der internationalen Heerscharen der traurige Höhepunkt. Da entsprechende Religionszugehörigkeit seitdem staatlich erzwungen wird, bildet die Reformation indirekt den Anfang der Diskriminierung und z.T. Verfolung der jüdischen Minderheit.
Wie bereits beschrieben, gründete sich der absolutistische Staat vorallem aufgrund finanzieller Interessen. Erstmals entwickelte der Staat deshalb auch eine spezielle Wirtschaftslehre, den er während seiner gesamten Existenz konsequent verfolgte. Diese absolutistische Wirtschaftslehre nennt sich Merkantilismus.
Der Merkantilismus beschreibt zwei Grundsätze: Handelsförderung und Gewerbeförderung.
Durch massive staatliche Eingriffe in die Wirtschaft wurde versucht, eine aktive Handelsbilanz zu erzielen, das heisst, es sollte durch Handel mit dem Ausland mehr eingenommen werden, als ausgegeben werden wird. Dabei war man sich bewusst, dass es sich um ein Nullsummenspiel handelte, denn was der eine mehr einnahm, nahm der andere weniger ein. Aufgrund diese Gegebenheit stieg das Konfliktpotenzial zwischen Staaten, Kriege häuften sich. Charakteristisch für diese Wirtschaftsepoche waren:
→ Erhöhung der Attraktivität nationaler Warenangebote & handelsbelebende Maßnahmen
→ Erhöhung des staatlichen Anteils an Steuerzahlungen gegenüber dem Steuerpächter
→ Ziel: Geordneter Staatshaushalt, um langfristige Planungen zu ermöglichen
Handelsförderung wurde erreicht durch: Verbesserung der Infrastruktur, Auflösung von Binnenzollen, hohe Einfuhrzölle für ausländische Produkte, Begünstigung von Rohstoffeinfuhr, Benachteiligung für Rohstoffausfuhr, Gründung und Förderung moderner Manufakturen, massive Unterstützung für Neuunternehmer, Kolonialisierung zur Verbreitung der eigenen Rohstoffe.
Allerdings hatte die merkantilistische Wirtschaftspolitik eine Reihe von negativen Folgen, welche die Ablösung des Merkantilismus durch bürgerliche Wirtschaftsformen zur Folge hatte:
Die Schere zwischen Armut und Reichtum breitete sich aus. Während wirtschaftsdenkende Bürger Aufstiegsmöglichkeiten genossen, lebte der Großteil der Bevölkerung ab nun an der untersten Grenze des Existenzminimums, da es keinen sozialen Ausgleich für die Landwirtschaft oder den Opfern von Missernsten und Kriegsfolgen gab.
Auch war zwar das eigentliche Ziel, die Wirtschaftskraft bzw. den Geldzufluss theoretisch zu erhöhen, erreicht, doch wuchs die tatsächliche Staatsverschuldung um mehr als das zwanzigfache an. Gründe hierfür waren fehlerhafte Unternehmensprojekte, Förderung unrentabler Unternehmen, kein einheitlich-nationales Zollrecht, mehrfach ausgeprägte Korruption bei Steuererhebungen, übersteigerte Kriegspolitik.
Feudaler Klassenkampf
Während des Mittelalters änderte sich das Wesen der Stadt grundlegend. Im 13. und 14. Jh. explodierte die Anzahl der Stadtneugründungen förmlich. Eine Stagnation dieser Entwicklung fand erst im 15. Jh. statt, und zwar aufgrund der durch die Urbanisierung gefährdeten Stellung der herrschenden Klasse, dem Aufkommen der Pest und dem Wegfallen der profitablen Handelsroute Norditalien-Orient.
Verorgt wurde die Stadtbevölkerung von Abgaben der ländlichen Bauernklasse. Allerdings entstand innnerhalb der Stadtmauern eine neue produktive Schicht, welche die Grundversorgung der Stadt schon bald durch Gewinne und Investitionen sicherstellte: Das Bürgertum, bestehend aus Handwerkern und Kaufleuten. Die Städte, in denen dieser Prozess am Gewaltigsten zu Tage kam, wurden reichsunmittelbar, d.h. nur der Hoheitsgewalt des Königs/ des Kaisers unterworfen.
Ab der Hochphase des Mittelalters (~14. bis 16. Jh.) wurde die soziale Stellung des Bauern immer unerträglicher. Neben dem bereits beschriebenen Sinken der Produktivität und der Landflucht forderten die Grundherren eine immer wachsende Zahl an Abgaben, da sie sich durch verschiedene Kriege (u.a. Kreuzzüge) selbst verschuldeten. Die Konsequenz war, dass die Bauernklasse ein stets stärkeres Bewusstsein seiner sozialen Stellung erlangte und schließlich sich in gemeinsamen Aufständen gegen ihre Herren organisierte. Der Höhepunkt dieser Bauernaufstände bildeten die Bauernkriege infolge der Reformation durch Martin Luther. Luther lehnte sich gegen die Katholische Kirche auf, welche zugleich der größte und mächtigste Grundherr war. Obwohl Luther nur eine religiöse Reformation wollte, lenkten die Bauern auch durch ihren religiösen Anführer Thomas Münzer die religiösen Forderungen in soziale Forderungen gegen ihre geistlichen wie weltliche Grundherren um. Der Bauernkrieg (1524-1526) begann. Mit religiösen Parolen und unter Führung einiger revolutionär denkenden Geistlichen forderten sie die Abschaffung der Hörigkeit sowie der Leibeigenschaft, da diese nicht mit den Aussagen des Evangeliums vereinbar seien. Zum Teil verbündete sich die Bauernklasse in dieser Zeit mit der armen Stadtbevölkerung und mit dem heruntergewirtschafteten, niederen Adel. Dieses Bündnis aber wies gegensätzliche Interessen auf, sodass keine Einheit entstanden konnte. Auch ließ es die mittelalterliche Infrastruktur nicht zu, dass sich ein flächendeckener Aufstand zentral steuern konnte. Die Aufstände blieben dezentral und verloren damit an Schlagkraft. Ein weiterer wichtiger wie simpler Faktor, warum der Aufstand relativ rasch niedergeschlagen werden konnte, ist, dass während des Kämpfens keine Zeit blieb, sein Feld zu bestellen. Die Nahrung wurde also knapp. Angesichts der Bedrohung der adligen Herrschaft haben sich die wichtigsten Adelsfamilien vereint, um den Aufstand gemeinsam niederzuschlagen.
Die Folgen waren „natürlich“ ebenso furchtbar wie grausam: Aufrüherische Dörfer wurden samt Bewohner niedergebrannt, die Anzahl der geköpften Revolutionäre ging in die Tausende. Der Bauernkrieg als die große Revolution des Mittelalters endete mit einer Niederlage der unterdrückten Bauernklasse. Trotzdem läutete der Bauernkrieg das Ende des Feudalismus in Europa ein, der Kapitalismus -in seinen Grundsäulen bereits sichtbar- übernimmt mehr und mehr das Zepter.
Übergang zum Kapitalismus
Wie wir gesehen haben, begannen sich Vorformen der kapitalistischen Geselschaft bereits ab dem 13. Jh. zu etablieren. Der gesamte Hoch- und Spätfeudalismus bildete entsprechend einen fließenden Übergang zum Kapitalismus. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Kapitalismus seinen Ursprung in Norditalien (Fugger-Konzern) und später in Großbritannien hat. Vorlage für den Kapitalismus bildete die Etablierung des Handelskapitalismus ab 1500, welcher nach der Endteckung und Kolonialisierung Amerikas sowie der Erschließung neuer Handelsrouten nach Asien (über den Kap der Guten Hoffnung) seinen Anfang nahm.
Die Entwicklung der Produktivkräfte vollzog sich nur sehr langsam, die Manufaktur war aber die logische Folge dieser Entwicklung.
Im Verlauf des Feudalismus erlebte die menschliche Entwicklungsgeschichte eine neue zeitliche Qualität. Die Bildung des nationalen und schließlich des globalen Marktes leutete das Zeitalter der Entdeckungen ein.
Die Staatsmacht begann sich zu zentralisieren. Der bürgerliche Staat knüpfte später an diese Zentralmacht des Staates an. Aus zersplitternden Fürstentümer wurden einheitliche Nationalstaaten.
Die Herrschaft des Landes über die Stadt wurde umgekehrt; am Ende des Feudalismus stand die Herrschaft der Stadt und die Abhängigkeit des Landes. Es bildete die soziale Vorraussetzung für die Ansiedlung der Indutrie.
Der Klassenkampf war nicht nur von zwei bestimmenden, antagonistischen Klasse geführt, sondern es entwickelte sich eine dritte Klasse, welche zu den beiden anderen Klassen zwar nicht antagonistisch, aber doch unterschiedlich stand: Das Bürgertum.
Am Deutlichsten zum Ausdruck kam der Umschwung von feudaler in bürgerlicher Gesellschaft natürlich in den bürgerlichen Revolutionen zum Ausdruck. Besonders die britische „Glorius Revolution“ von 1688, die Amerikanische Revolution 1775-1783 und die sich anschließende Französische Revolution 1789-1799 brachen fundamental mit der bestehenden Ordnung zugunsten einer liberalen Gesellschaft. In diesen Revolutionen übernahm das vorher von politischer Herrschaft ausgeschlossene Bürgertum die Staatsgewalt. Sie errichteten parlamentarische Verfassungsstaaten mit liberalen Grundprinzipien (Freiheit und Gleichheit), führten allerdings ein starkes Zensus-Wahlrecht ein, sodass man nur von einer semi-demokratischen Ordnung sprechen kann.
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