II.)Die Sklavenhaltergesellschaft der Antike, Klassenkampf und Antagonismus zwischen Sklavenhalter und Sklaven, Entstehung des Staatswesens, des Handels und der Geldwirtschaft, kulturelle Blütezeit
Die Sklavenhaltergesellschaft ist die historische Notwendigkeit aus den Entwicklungen der Produktivkräfte; sie wäre innerhalb früherer Verhältnisse, wo jeder nur soviel produziert, wie es für das eigene Überleben ausreicht, sinnlos und kontraproduktiv gewesen. Bedeutete die Sklavenhaltergesellschaft zwar das Entstehen von massiver Herrschafts-, Ausbeutungs- und Klassengesellschaften, so war sie doch ein sozioökonomischer Fortschritt und bildete die Grundlage für eine weitere Fortentwicklung des Menschen vom Niederen zum Höheren. Der Feudalismus löst die Sklavenhaltergesellschaft schließlich um 500 n.Zw. ab bzw. negiert diese. Dennoch bleiben auch hier Überreste bis zum Imperialismus (westliche Kolonialisierung Amerikas, Asiens und Afrikas) und z.T. bis heute bestehen.
Kulturelle Hochburgen der Antike waren Ägypten, Griechenland und schließlich das Romanum Imperium.
Ebenso kennzeichnend für das Entstehen der Antike war neben der Entwicklung der antagonistischen (d.h. der gegensätzlichen, der sich gegenseitig bedingende, aber mit widersprüchlichen Interessen existierende) Klassengesellschaft damit auch des Instruments, welches die herrschende Klasse zur Herrschaftssicherung benötigt (der Staat), der Einehe und die Ablösung des Matriarchats durch das Patriarchat.
Ökonomische Basis
Der Teilung der Arbeit während der Phase der Sesshaftwerdung folgte schnell eine Spezialisierung der Arbeit. Diejenigen, welche sich als Erste umstellten, produzierten mehr, als zum eigenen Konsum nötig war. Dies ist der entscheidende Einschnitt im menschlichen Zusammenleben für die nächsten Jahrtausende: Das, was mehr produziert wurde („Mehrprodukt“), ließen die Produzenten nicht vergammeln, sondern gaben ihm die Form einer Ware. Es entstand die Warenwirtschaft mit Erzeuger und Konsumenten (welche bis dato identisch gewesen sind), Angebot und Nachfrage, Privateigentum, Naturalwirtschaft und schließlich Geldwirtschaft. Da das Mehrprodukt getauscht, und nicht „geschenkt“ wurde, entstand eine Form des Reichtums für erfolgreiche Produzenten, begründet auf den Privatbesitz an Produktionsmitteln und alsbald auch an Grund & Boden. Die Möglichkeit, die sich hierraus erbot, ist klar: Diejenigen, die in privaten Produktionsmittelbesitz waren, arbeiteten nicht mehr selbst, sondern ließen andere für sich arbeiten, welche eben keine Produktionsmittel selbst besaßen. Die Produkte dieser Angestellten gehörten dem Privatbesitzer.
Steigende Arbeitserträge hatten zudem die Voraussetzung, genügend Absatzmärkte für die im Überschuss produzierten Güter zu finden, sodass mit dem Handel auch die Geldwirtschaft etabliert wurde. Die Suche nach Absatzmärkten sorgte für reichlichen Fernhandel, der staatlich geschützt und ausgebaut werden sollte. Erstmals wurden auch militärische Feldzüge und Kriege gegen weit von der Heimat entferntes Gebiet geführt, um Absatzmärkte national abzusichern, neue Arbeitskräfte (Kriegsgefangene) und die für die Heimat benötigten Ressourcen ausländischer Herkunft anzueignen.
Ideologischer Überbau
Die völlige Entrechtung der werktätigen Schicht, das Leben einer Minderheit auf Kosten einer Mehrheit hat einen Effekt zur Folge, der aus moderner geschichtswissenschaftlicher Sicht durch und durch positiv bewertet wird: Die Sklavenhaltergesellschaft sorgte dafür, dass die Mitglieder der herrschenden Klasse viel Zeit hatten; Zeit, die in der Urgesellschaft nicht vorhanden war. Diese Zeit wurde in den wenigstens Fällen vergeudet, sondern in teils bezahlte, teils unbezahlte Kopfarbeit investiert. In der Antike gab es den ersten Aufschwung der Wissenschaft und der Kunst. Die Reste und Vermächtnisse aus dieser Zeit werden noch heute studiert und geehrt, ob es nun römische Tempel oder griechische Philosophie sind. Die kulturelle Blüte menschlicher Gesellschaft ging einher mit dem höchsten Grad an ökonomischer Ausbeutung und sozialer Barbarei. Allerdings waren diese zwei Aspekte regional abgegrenzt. Zentren kultureller Blüte bildeten große Städte (antike Großstädte: Rom, Athen, Alexandria), in der auch Politik und Verwaltung angesiedelt waren. Ökonomische Ausbeutung aber fand dezentral auf dem Land statt.
Antike Klassengesellschaft
Es entwickelte sich eine Klassengesellschaft mit herrschenden und unterdrückten bzw. ausbeuterischen und ausgebeuteten Klassen und eine gesellschaftlich akzeptierte Hierarchie. Die Arbeiter bekamen im Gegenzug zu ihrer Arbeit von ihrem „Herren“ ihren Lebensunterhalt sichergestellt, man bezeichnet sie als „Sklaven“. Das Niveau der sowohl materiellen als auch ideellen Lebensbedingungen der Sklaven unterschied sich von Herr zu Herr.
Anfangs dominierten in der Klasse der Sklaven die Angehörigen des Herren, gesamtzeitlich dominierend waren während der Epoche aber die Schicht der ausländischen Kriegsgefangenen. Ökonomisch lässt sich die antike Gesellschaft in zwei Hauptklassen aufteilen: Sklavenhalter als ausbeutende Minderheit und Sklavenarbeiter als ausgebeutete Mehrheit. Zusätzlich gab es mit dem Aufkommen des Staates auch eine politisch-bürokratische und militärische Elite, welche aber größtenteils zu der Klasse der Sklavenhalter hinzuzuzählen sind.
Kennzeichnend für die Klassengesellschaft der Antike war, dass die Sklavenhalter nicht nur die Produktionsmittel, sondern sogar die menschlichen Produzenten selbst als Privateigentum besaßen. Sklaven waren nicht Herren ihrer selbst, sondern waren abhängig von den Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen ihres Herren. Rechtlich gesehen sind Sklaven Gegenstände gewesen, die konsequenterweise auch erschlagen werden durften, ohne dass der Täter dafür bestraft worden ist – solange der Täter nicht ebenfalls aus der Sklavenklasse kommt. Oft wechselten einzelne Sklaven während ihres Lebens vielfach ihren Besitzer, da sie auf den Markt ähnlich wie Waren heute frei gehandelt werden konnten.
Mit dem Einsatz von massiven Aufgeboten von Sklavenarbeitern kam auch der Reichtum einzelner Familien zustande. Je größer der Besitz an Sklaven war, desto höher die private Produktionskraft, desto mehr Chancen auf Reichtum bestand.
Ein Teil der Sklaven war direkt an einem „Hausbesitzer“ gebunden und von seinen Vorstellungen über adäquate Lebensbedingungen abhängig. Gute Beziehungen zu ihrem Herren zahlten sich materiell durchaus aus. Dieser Teil der Sklaven lebte aber abgesichert und brauchte sich wenig Sorgen über ihre Zukunft zu machen, solange sie keine willkürlichen Terrorakten ausgesetzt waren. Zu Beginn ihres Lebensabend wurden sie entlassen, d.h. rechtlich mit anderen Nicht-Sklaven gleichgestellt.
Ein weit größerer Teil allerdings produzierte nicht für eine bestimmte Familie, sondern für Wirtschaftsunternehmen und somit für den Markt. Ihre Lebensbedingungen waren weitaus schlechter, sie teilten sich ihre Zimmer mit mehreren Sklaven und wurden aufgrund der großen Anzahl an Sklaven in dem Betrieb weitaus leichter „bestraft“ und misshandelt.
Die auf dem Land lebenden Bauern teilten sich in zwei Schichten: Einmal gab es diejenigen, welche Privateigentum an Produktionsmitteln und Produzenten besaßen und gehörten somit zu der Klasse der Sklavenhalter. Andermal gab es diejenigen Bauern, welche nur Produktionsmittel als Privateigentum besaßen und auf ihre eigene Arbeitskraft angewiesen blieben. Für diese zweite Schicht der Bauern zeigte der militärische Dauereinsatz (als römische Staatsbürger waren sie verpflichtet in der römischen Legion zu dienen) besonders ungünstige Auswirkungen: Ständig in Feldzügen fern der Heimat verwickelt, konnten sie ihr Hab und Gut nicht rechtzeitig bewirtschaften. Zusätzlicher Konkurrenzdruck durch die sklavenhaltende Schicht der Bauern / Grundherren sorgten schließlich für ihren Ruin. Sie zogen in antike Großstädte und bildeten die städtische Klasse des Lumpenproletariats.
Dort bezahlten meist bedeutende Politiker ihren Unterhalt, die dafür auf die Stimmen des Lumpenproletariats für die nächste Wahl hofften (römische Demokratie).
Antiker Klassenkampf
Durch die immer fortwährende Senkung der Lebensbedingungen und das immer fortwährende Anwachsen der Sklavenklasse kam es zu einer Stärkung des Klassenbewusstseins der Sklaven. Dies zeigte sich im auch heute noch berühmten Spartakusaufstand 73 v.u.Z., in deren Folge ein um Freiheit kämpfendes Sklavenheer von 200.000 Mann nach mehreren militärischen Siegen vollständig massakriert wurde. Das Ziel eines jeden Sklavenaufstandes war jedoch niemals die Aufhebung der Sklaverei. Gemäßigte Sklavenaufstände verlangten nur eine Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen (welche zur damaligen Zeit aber im Grunde identisch waren), radikalere Sklavenaufstände wiederum versuchten selbst Sklavenhalter zu werden.
Sklaverei war zur Antike selbstverständlich wie der Wechsel von Tag und Nacht. Das liegt an dem Fehlen intellektueller Führer der Sklavenklasse, dies wiederum am niedrigen Produktionsniveau der Gesellschaft.
Ökonomische Entwicklung
Die große Masse an Sklaven arbeitete für den Markt, sodass auch vor 2000 Jahren bereits die Regeln des Marktes galten, die uns heute nur allzu bekannt vorkommen: Je weniger der Sklavenbesitzer für den Lebensunterhalt der Sklaven bzw. für die Reproduktion der Arbeitskraft ausgeben musste (durch weniger Nahrung, Kleidung, Pflege in der Unterkunft etc.), desto größer waren dessen Einkünfte. Ein weiterer uns bekannter Vorgang bildet die Verdrängung der Kleinbetriebe aus dem Markt zugunsten einiger Großbetriebe.
Jedoch, es kam der Moment, wo die Produktivkraft der antiken Sklavenhaltergesellschaft nicht weiter gesteigert werden konnte. Als das Maximum an arbeitenden Sklaven erreicht war, gab es eine Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung. Dies liegt zum einen an fehlendem technischen Fortschritt (welches auf der wissenschaftsfeindlichen Ideologie des aufstrebenden Christentums zurückzuführen ist), zum anderen aber am fehlendem Willen der Sklaven, ihre Anstrengungen zu erhöhen. Da die Arbeitsbedingungen der Sklaven die unterste mögliche Grenze überhaupt erreicht hatten, konnte sich die Lage der Sklaven auch nicht weiter verschlechtern. Dies merkten sie, und so gab es durchaus Motivation zu Sabotageakten, minimaler Leistungsbereitschaft, schlechter Materialbehandlung etc. In keiner Gesellschaft stand die arbeitende Schicht der Arbeit selbst so feindlich gegenüber wie in der Antike. So erreichte die Produktivkraft einen Stillstand und machte schließlich sogar Rückschritte in der Entwicklung.
Übergang zum Feudalismus
Da die Produktionsverhältnisse nun -nach einigen Jahrhunderten der wissenschaftlichen und kulturellen Blüte- unvereinbar geworden sind mit der Entwicklung der Produktivkräfte und sie nur noch wie Fesseln wirkten, suchten die Menschen einen Ausweg aus diesem Widerspruch. Sie fanden ihn in der feudalen Wirtschaftsmethode, welche zum Zeitpunkt der Völkerwanderung die Sklavenverhältnisse vollständig beseitigte.
Willkommen in der virtuellen Welt in Rot
Dieser Blog dient mehrerer Funktionen:
Einerseits um mit mir selbst ins Reine zu kommen, andererseits um interessierte Leser an den wissenschaftlichen Sozialismus von Karl Marx und Friedrich Engels heranzuführen.
Neben ideologischen Fragen werden hier bei Bedarf auch Themen aus der Alltagspolitik versucht darzustellen.
Einerseits um mit mir selbst ins Reine zu kommen, andererseits um interessierte Leser an den wissenschaftlichen Sozialismus von Karl Marx und Friedrich Engels heranzuführen.
Neben ideologischen Fragen werden hier bei Bedarf auch Themen aus der Alltagspolitik versucht darzustellen.
Sonntag, 19. September 2010
Donnerstag, 16. September 2010
Historischer Materialismus (1/6)
Der historische Materialismus ist die wissenschaftliche Erforschung der menschlichen Gesellschaft in einem geschichtlichen Zusammenhang. Die Theorie von Marx besagt, dass die menschliche Geschichte durch einen Ewigkeitskampf zwischen den unteren und den oberen Klassen geprägt ist (Klassenkampf). Diese Klassenkämpfe sind die Triebkräfte jeder menschlichen Entwicklung.
Die sozialen Verhältnisse einer Gesellschaft befinden sich in einer stetigen Bewegung und Wandlung.
Dies wird damit begründet, dass dieser Klassenkampf ein ökonomischer Kampf ist. Jede Gesellschaftsordnung baut auf eine steigernde Produktion und den Austausch seiner Produkte auf. Die Produktivkräfte werden quantitativ ausgebaut und qualitativ verbessert, bis sie nicht mehr mit den herrschenden Produktionsverhältnissen in Einklang stehen. Daraus erfolgt ein revolutionärer Prozess, der die gegenwärtige Entwicklungsstufe auflöst und eine neue begründet, in der die Produktionsverhältnisse ein volles Entfalten der vorhandenen Produktivkräfte ermöglichen können. Gleichzeitig verändert sich währenddessen die soziale Struktur der Gesellschaft, denn mit den herrschenden Produktionsverhältnissen wird auch die herrschende Klasse gestürzt und durch die revolutionäre Klasse abgelöst. Der Klassenkampf beginnt von neuem, die unteren, unterdrückten Klassen streben nach der Herrschaft bzw. nach ihrer Befreiung von den unterdrückenden Klasse(n). Klassenkampf ist also der Inhalt der Weltgeschichte und der Schlüssel zum Fortschritt.
Die vorliegende Ausführung beschränkt sich aufgrund von Zeitmangel und seiner besonderen Bedeutung zumeist auf den europäischen Teil der Erde.
I.)Die Urgesellschaft bzw. der Urkommunismus, die klassen- und staatslose Gesellschaft, in der es kein Geldsystem gab, die Produktionsmittel lagen im Besitz der Gemeinschaft, es gab keine ökonomische Ausbeutung.
Die Urgesellschaft war die historisch erste Gesellschaftsform menschlichen Zusammenlebens nach der Menschwerdung des Affen. Diese Form des Zusammenlebens fand nicht ein abruptes Ende, sondern herrscht dort, wo sich die Produktivkräfte nicht weiterentwickeln konnten, noch heute vor (so in den Urwäldern Afrikas und Südamerikas). Man erkennt hierran bereits die geologische Bedeutung für die Entwicklung des Menschen. Da ich aus modern-westlicher Perspektive das Geschehen betrachte, schreibe ich trotz der regional begrenzten Gegenwart mancher Urgesellschaft-Gemeinschaften in der Vergangenheitsform.
Ökonomische Basis
Da in dieser Gesellschaft keine bzw. nur wenige Instrumente, Werkzeuge etc. zur Erleichterung der Handarbeit entwickelt wurden, beschränkte sich ihre Arbeit größtenteils auf die Nahrungsbeschaffung nach dem Jäger-Sammler-Prinzip. Dies hat zur Folge, dass sich die Menschen -im Gegensatz zu späteren Gesellschaftsformen- auf tropische und subtropische Landflächen konzentrierten.
Als ökonomische Revolution -vergleichbar mit der Erfindung der Dampfmaschine im Frühkapitalismus- kann man die Nutzung des Feuers ansehen. Die bewusste Nutzung des Feuers vereinfachte die Nahrungsbeschaffung, da nun Fleischnahrung viel besser genutzt werden konnte, zudem gab die Wärme des Feuers den Menschen die Möglichkeit, sich in nördlichere Klimagebiete auszubreiten. Erst jetzt begann die globale Besiedlung der Erde.
Weitere bedeutende Erfindungen waren Jagdwaffen (Speere, Keule, Pfeil & Bogen), welche die Nahrungsproduktivität nochmals steigern konnte. Nachdem einzelne Gemeinschaften sogar ein Überfluss an Nahrung „produzieren“ konnten, war die Möglichkeit geboten, sich auch materiell weiterzuentwickeln: Sehnen, Felle und Leder hebten den Lebensstandart.
Soviel zu den materiellen Grundbedingungen der Urgesellschaft. Der ebenso richtige Name „Urkommunismus“ erklärt sich dadurch, dass man sich die damaligen Produktionsverhältnisse anschaut: Der niedrige ökonomische Entwicklungsstand bedingte die Arbeit Aller zu ihren höchstmöglichen Leistungen. So war die Aneignung von Privatbesitz an Produktionsmittel unmöglich. In der Regel produzierte keiner mehr als er für sein eigenes Überleben benötigte, sodass sich auch niemand Fremdes sich dieses „Mehrprodukt“ aneignen konnte. Allerdings benötigte man notwendigerweise die Hilfe anderer Gemeinschaftsmitglieder, um ein wildes Tier erlegen zu können. Bis dies niemand alleine konnte, waren ökonomische Privilegien nicht durchsetzbar. Die Menschen hatten ein Gemeinbesitz an den Produktionsmitteln (Handwaffen) und den Konsum. Da die Ökonomie als Basis eine Gleichheit aller bedingte, spiegelte sich dies auch größtenteils im ideologischen Überbau wider: Zumindest innerhalb einer Gemeinschaft (bzw. Sippe, Clan usw.) herrschte rechtliche und soziale Gleichheit. Dies wiederum hatte zur Folge, dass weder Klassen noch Staaten vonnöten waren, welcher die Herrschaft der einen Klasse über die andere Klasse abszusichern hatte. Der Urkommunismus war eine klassen- und herrschaftslose Gesellschaft auf primitiven Produktivitätsniveau.
Ideologischer Überbau
So schön dies bisher klingen mag, auch die niedrige Produktivität spiegelte sich im Überbau wider: Da die Menschen keine Zeit hatten, sich naturwissenschaftlich fortzubilden (der gesamte Zeitbedarf ging in die Produktion der Lebensgrundlagen), konnten sie sich auch viele natürlichen Vorgänge auf der Erde nicht erklären. Anstatt nach den Ursachen für z.B. eines Blitzes, Erdbebens, Tages- und Jahreszeitenwechsels zu fragen, erklärten sie sich vieles mit der Existenz von Naturgöttern, d.h. übermenschlichen Wesen, welche die Vorgänge auf der Erde regeln würden. Schnell etablierte sich so ein gesellschaftlicher Konsens, dass es Aufgabe des Menschen sei, diesen höherstehenden Göttern bei Laune zu halten und ihnen Respekt zu erweisen. Naturkatastrophen erklärten sich die primitiven Menschen dadurch, dass sie die Götter nicht milde stimmen konnten. Die Folgen waren religiöse Rituale, in denen den Göttern auch materielle Opfer erbracht werden mussten. Diese Opfer waren von Gemeinschaft zu Gemeinschaft unterschiedlich: Opfer waren Kleintiere bishin zu menschlichen Babys und Erwachsenen.
Die Naturreligionen gehen einher mit dieser speziell primitiven Produktionsweise.
Da wir in einer Epoche der weiblichen Emanzipation leben -was eine frühere Unterdrückung der Frau vorraussetzt- untersuchen wir kurz die Stellung der Frau bzw. das geschlechterspezifische Zusammenleben im Urkommunismus: Dieses war geprägt vom fehlenden bewussten Zusammenhang zwischen Sex und Geburt. Es herrschte regelloser Geschlechtsverkehr. Die logische Folge ist, dass eine Form der Familie damals nicht existierte, sondern die unterste Form des Zusammenlebens bereits die Gemeinschaft war. Diese Gemeinschaft war auch nicht im Gegensatz zu späteren Gesellschaftsformen patriarchalisch, sondern matriarchalisch geprägt. Dies erklärt sich dadurch, dass die Mütter praktisch das scheinbare Monopol auf die Reproduktion der Menschen besaßen – eben weil der Zusammenhang zwischen Sex und Geburt und damit die Rolle des Vaters in dem Reproduktionsakt fehlte.
Entwicklung der Produktivkraft und Transformation in die nächste Ebene
Nachdem die Entwicklungen im Bereich der ökonomischen Basis (Nutzung des Feuers, Erfindungen verbesserter Handwaffen...) und das erfolgreiche Erlernen des Umgangs mit natürlichen Ressourcen wie Metall und Erzen den Menschen mehr Möglichkeiten bot und die Nahrungsgrundlage endlich abgesichert werden konnte, begannen die Menschen, sesshaft zu werden. Die zwei bedeutenden Momente dieser Gesellschaftsform waren Ackerbau und Viehzucht. Das besondere, bzw. das revolutionäre Moment diesen Gesellschaftszustandes war die erstmalig konsequent durchgeführte Teilung der Arbeit: Das Individuum vollführte entweder Ackerbau oder Viehzucht. Die Produktivkräfte entwickelten sich weiter, und diese Fortentwicklung bedingte eine veränderte Produktionsweise des Menschen. Genau dies sprengte den Rahmen der Urgesellschaft, der ideologische Überbau wurde von der Entwicklung bzw. der Umwälzung der ökonomischen Basis überholt. Es begann die regional unterschiedlich schnell vollziehende Transformation vom Urkommunismus zur sesshaften Sklavenhaltergesellschaft der Antike. Es war die erste grundlegende Revolution der Menschheitsgeschichte. Jedoch gilt es zu beachten (und das gilt für diese wie für jede andere folgende Transformation), dass dieser Umbruch keine Totalität besaß: Reste der alten Gesellschaftsformen überleben meist sehr viel länger, als die diese negierende neue Gesellschaftsform. Als Beispiel gilt das Gemeingut an Grund & Boden, welches erst endgültig mit dem Aufkommen der kapitalistischen Gesellschaftsform unterging.
Die sozialen Verhältnisse einer Gesellschaft befinden sich in einer stetigen Bewegung und Wandlung.
Dies wird damit begründet, dass dieser Klassenkampf ein ökonomischer Kampf ist. Jede Gesellschaftsordnung baut auf eine steigernde Produktion und den Austausch seiner Produkte auf. Die Produktivkräfte werden quantitativ ausgebaut und qualitativ verbessert, bis sie nicht mehr mit den herrschenden Produktionsverhältnissen in Einklang stehen. Daraus erfolgt ein revolutionärer Prozess, der die gegenwärtige Entwicklungsstufe auflöst und eine neue begründet, in der die Produktionsverhältnisse ein volles Entfalten der vorhandenen Produktivkräfte ermöglichen können. Gleichzeitig verändert sich währenddessen die soziale Struktur der Gesellschaft, denn mit den herrschenden Produktionsverhältnissen wird auch die herrschende Klasse gestürzt und durch die revolutionäre Klasse abgelöst. Der Klassenkampf beginnt von neuem, die unteren, unterdrückten Klassen streben nach der Herrschaft bzw. nach ihrer Befreiung von den unterdrückenden Klasse(n). Klassenkampf ist also der Inhalt der Weltgeschichte und der Schlüssel zum Fortschritt.
Die vorliegende Ausführung beschränkt sich aufgrund von Zeitmangel und seiner besonderen Bedeutung zumeist auf den europäischen Teil der Erde.
I.)Die Urgesellschaft bzw. der Urkommunismus, die klassen- und staatslose Gesellschaft, in der es kein Geldsystem gab, die Produktionsmittel lagen im Besitz der Gemeinschaft, es gab keine ökonomische Ausbeutung.
Die Urgesellschaft war die historisch erste Gesellschaftsform menschlichen Zusammenlebens nach der Menschwerdung des Affen. Diese Form des Zusammenlebens fand nicht ein abruptes Ende, sondern herrscht dort, wo sich die Produktivkräfte nicht weiterentwickeln konnten, noch heute vor (so in den Urwäldern Afrikas und Südamerikas). Man erkennt hierran bereits die geologische Bedeutung für die Entwicklung des Menschen. Da ich aus modern-westlicher Perspektive das Geschehen betrachte, schreibe ich trotz der regional begrenzten Gegenwart mancher Urgesellschaft-Gemeinschaften in der Vergangenheitsform.
Ökonomische Basis
Da in dieser Gesellschaft keine bzw. nur wenige Instrumente, Werkzeuge etc. zur Erleichterung der Handarbeit entwickelt wurden, beschränkte sich ihre Arbeit größtenteils auf die Nahrungsbeschaffung nach dem Jäger-Sammler-Prinzip. Dies hat zur Folge, dass sich die Menschen -im Gegensatz zu späteren Gesellschaftsformen- auf tropische und subtropische Landflächen konzentrierten.
Als ökonomische Revolution -vergleichbar mit der Erfindung der Dampfmaschine im Frühkapitalismus- kann man die Nutzung des Feuers ansehen. Die bewusste Nutzung des Feuers vereinfachte die Nahrungsbeschaffung, da nun Fleischnahrung viel besser genutzt werden konnte, zudem gab die Wärme des Feuers den Menschen die Möglichkeit, sich in nördlichere Klimagebiete auszubreiten. Erst jetzt begann die globale Besiedlung der Erde.
Weitere bedeutende Erfindungen waren Jagdwaffen (Speere, Keule, Pfeil & Bogen), welche die Nahrungsproduktivität nochmals steigern konnte. Nachdem einzelne Gemeinschaften sogar ein Überfluss an Nahrung „produzieren“ konnten, war die Möglichkeit geboten, sich auch materiell weiterzuentwickeln: Sehnen, Felle und Leder hebten den Lebensstandart.
Soviel zu den materiellen Grundbedingungen der Urgesellschaft. Der ebenso richtige Name „Urkommunismus“ erklärt sich dadurch, dass man sich die damaligen Produktionsverhältnisse anschaut: Der niedrige ökonomische Entwicklungsstand bedingte die Arbeit Aller zu ihren höchstmöglichen Leistungen. So war die Aneignung von Privatbesitz an Produktionsmittel unmöglich. In der Regel produzierte keiner mehr als er für sein eigenes Überleben benötigte, sodass sich auch niemand Fremdes sich dieses „Mehrprodukt“ aneignen konnte. Allerdings benötigte man notwendigerweise die Hilfe anderer Gemeinschaftsmitglieder, um ein wildes Tier erlegen zu können. Bis dies niemand alleine konnte, waren ökonomische Privilegien nicht durchsetzbar. Die Menschen hatten ein Gemeinbesitz an den Produktionsmitteln (Handwaffen) und den Konsum. Da die Ökonomie als Basis eine Gleichheit aller bedingte, spiegelte sich dies auch größtenteils im ideologischen Überbau wider: Zumindest innerhalb einer Gemeinschaft (bzw. Sippe, Clan usw.) herrschte rechtliche und soziale Gleichheit. Dies wiederum hatte zur Folge, dass weder Klassen noch Staaten vonnöten waren, welcher die Herrschaft der einen Klasse über die andere Klasse abszusichern hatte. Der Urkommunismus war eine klassen- und herrschaftslose Gesellschaft auf primitiven Produktivitätsniveau.
Ideologischer Überbau
So schön dies bisher klingen mag, auch die niedrige Produktivität spiegelte sich im Überbau wider: Da die Menschen keine Zeit hatten, sich naturwissenschaftlich fortzubilden (der gesamte Zeitbedarf ging in die Produktion der Lebensgrundlagen), konnten sie sich auch viele natürlichen Vorgänge auf der Erde nicht erklären. Anstatt nach den Ursachen für z.B. eines Blitzes, Erdbebens, Tages- und Jahreszeitenwechsels zu fragen, erklärten sie sich vieles mit der Existenz von Naturgöttern, d.h. übermenschlichen Wesen, welche die Vorgänge auf der Erde regeln würden. Schnell etablierte sich so ein gesellschaftlicher Konsens, dass es Aufgabe des Menschen sei, diesen höherstehenden Göttern bei Laune zu halten und ihnen Respekt zu erweisen. Naturkatastrophen erklärten sich die primitiven Menschen dadurch, dass sie die Götter nicht milde stimmen konnten. Die Folgen waren religiöse Rituale, in denen den Göttern auch materielle Opfer erbracht werden mussten. Diese Opfer waren von Gemeinschaft zu Gemeinschaft unterschiedlich: Opfer waren Kleintiere bishin zu menschlichen Babys und Erwachsenen.
Die Naturreligionen gehen einher mit dieser speziell primitiven Produktionsweise.
Da wir in einer Epoche der weiblichen Emanzipation leben -was eine frühere Unterdrückung der Frau vorraussetzt- untersuchen wir kurz die Stellung der Frau bzw. das geschlechterspezifische Zusammenleben im Urkommunismus: Dieses war geprägt vom fehlenden bewussten Zusammenhang zwischen Sex und Geburt. Es herrschte regelloser Geschlechtsverkehr. Die logische Folge ist, dass eine Form der Familie damals nicht existierte, sondern die unterste Form des Zusammenlebens bereits die Gemeinschaft war. Diese Gemeinschaft war auch nicht im Gegensatz zu späteren Gesellschaftsformen patriarchalisch, sondern matriarchalisch geprägt. Dies erklärt sich dadurch, dass die Mütter praktisch das scheinbare Monopol auf die Reproduktion der Menschen besaßen – eben weil der Zusammenhang zwischen Sex und Geburt und damit die Rolle des Vaters in dem Reproduktionsakt fehlte.
Entwicklung der Produktivkraft und Transformation in die nächste Ebene
Nachdem die Entwicklungen im Bereich der ökonomischen Basis (Nutzung des Feuers, Erfindungen verbesserter Handwaffen...) und das erfolgreiche Erlernen des Umgangs mit natürlichen Ressourcen wie Metall und Erzen den Menschen mehr Möglichkeiten bot und die Nahrungsgrundlage endlich abgesichert werden konnte, begannen die Menschen, sesshaft zu werden. Die zwei bedeutenden Momente dieser Gesellschaftsform waren Ackerbau und Viehzucht. Das besondere, bzw. das revolutionäre Moment diesen Gesellschaftszustandes war die erstmalig konsequent durchgeführte Teilung der Arbeit: Das Individuum vollführte entweder Ackerbau oder Viehzucht. Die Produktivkräfte entwickelten sich weiter, und diese Fortentwicklung bedingte eine veränderte Produktionsweise des Menschen. Genau dies sprengte den Rahmen der Urgesellschaft, der ideologische Überbau wurde von der Entwicklung bzw. der Umwälzung der ökonomischen Basis überholt. Es begann die regional unterschiedlich schnell vollziehende Transformation vom Urkommunismus zur sesshaften Sklavenhaltergesellschaft der Antike. Es war die erste grundlegende Revolution der Menschheitsgeschichte. Jedoch gilt es zu beachten (und das gilt für diese wie für jede andere folgende Transformation), dass dieser Umbruch keine Totalität besaß: Reste der alten Gesellschaftsformen überleben meist sehr viel länger, als die diese negierende neue Gesellschaftsform. Als Beispiel gilt das Gemeingut an Grund & Boden, welches erst endgültig mit dem Aufkommen der kapitalistischen Gesellschaftsform unterging.
Sonntag, 12. September 2010
Basis & Überbau
Basis
Die Ökonomie ist die Grundlage, das Fundament, die reale Basis für jede Gesellschaftsordnung, für jeden Abschnitt menschlicher Geschichte, für alles menschliche Tun überhaupt. Ökonomie ist verantwortlich für alles, was der menschlichen Bedürfnisdeckung dient. Zu dieser ökonomischen Basis zählen
Eigentumsverhältnisse
Verteilungs- und Austauschverhältnisse
Verhältnisse zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen bzw ökonomischen Klassen
„In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt.“ (K. Marx, Vorwort „Zur Kritik der Politischen Ökonomie“)
Überbau
Erst nach der Ökonomie als Basis folgt der sekundäre Überbau der Gesellschaft. Dieser besteht aus
-der Politik
-der herrschenden Ideologie
-dem Recht/dem Justizwesens
-der Religion
-der Philosophie
-den Traditionen und Moralvorstellungen
All diese Formen des Überbaus werden bestimmt durch die ökonomischen (Produktions-)Verhältnisse und die ihr entsprechenden Produktivkräfte. Vertreten werden sie durch konkrete Institutionen (Parteien, Richter, Polizei, Militär, Bildungswesen, Staat...).
„... und da zeigte sich, dass alle bisherige Geschichte, mit Ausnahme der Urzustände, die Geschichte von Klassenkämpfen war, dass diese einander bekämpfenden Klassen der Gesellschaft jedesmal Erzeugnisse sind der Produktions- und Verkehrsverhältnisse, mit einem Wort, der ökonomischen Verhältnissen ihrer Epoche, dass also die jedesmalige ökonomische Struktur der Gesellschaft die reale Grundlage bildet, aus der der gesamte Überbau der rechtlichen und politischen Einrichtungen sowie der religiösen, philosophischen und sonstigen Vorstellungsweise eines jeden geschichtlichen Zeitabschnitts in letzter Instanz zu erklären sind.“ (F. Engels, MEW 19, S. 208)
Dialektik zwischen Basis & Überbau
Es wäre jedoch falsch, Basis und Überbau fix und voneinander abgetrennt zu betrachten, wie es oben der Vereinfachung halber dargestellt worden ist. Basis und Überbau wirken gegenseitig auf sich ein. Strikter Ökonomismus ist zwar ein guter Ansatz, führt aber selten zu einem wahren Ergebnis:
"Nach materialistischer Geschichtsauffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment in der Geschichte die Produktion und die Reproduktion des wirklichen Lebens. Mehr haben weder Marx noch ich je behauptet. Wenn nun jemand das dahin verdreht, das ökonomische Moment sei das einzig bestimmende, so verwandelt er jenen Satz in eine nichtssagende, absurde Phrase. Die ökonomische Lage ist die Basis, aber die verschiedenen Momente des Überbaus - politische Formen des Klassenkampfes und seine Resultate - Verfassungen nach gewonnener Schlacht durch die siegende Klasse festgestellt, usw. - Rechtsnormen, und nun gar die Reflexe aller dieser wirklichen Kämpfe im Gehirn der Beteiligten, politische, juristische, philosophische Theorien, religiöse Anschauungen und deren Weiterentwicklung zum Dogmensystem, üben auch ihre Einwirkung auf den Verlauf der geschichtlichen Kämpfe aus und bestimmen in vielen Fällen vorwiegend deren Form. Es ist eine Wechselwirkung aller dieser Momente, worin schließlich ... als Notwendiges die ökonomische Bewegung sich durchsetzt." (Friedrich Engels: Brief an Joseph Bloch vom 21. September 1890. In: Marx/Engels-Werke, Bd. 37, S. 463)
Basis und Überbau im Kapitalismus
Kapitalismus die herrschende Wirtschaftsform, Liberalismus die politische Ideologie, Christentum das religiöse Deckmäntelchen, Bürgertum die herrschende Gesellschaftsordnung, parlamentarische Demokratie die Staatsform der angstfreien Bourgeoisie, Faschismus die Staatsform der angstvollen Bourgeoisie.
Auch die kapitalistischen Produktionsverhältnisse sind gekennzeichnet durch den zentralen Konflikt zwischen antagonistischen Klassen: Bourgeoisie und Proletariat. Beide Klassen verfolgen objektiv widersprüchliche Interessen: Die einen wollen die bestehende Ordnung aufrecht erhalten, die andere wollen diese stürzen und durch eine neue ersetzen. Dies ist der Grund, wieso beide Klassen trotz gemeinsamer Basis unterschiedliche Ideologien, Wertvorstellungen und Bestrebungen besitzen. Welche der beiden Ideologien nun die bestimmende ist, hängt davon ab, welche Klasse ökonomisch sowie politisch die herrschende Rolle einnimmt, welche der beiden Kräfte im gegenseitigen Klassenkampf überwiegt – unabhängig von der Größe der jeweiligen Klasse.
Und weil es so schön war, ein zusammenfassendes Abschlusszitat durch Engels:
„Die materialistische Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus, dass die Produktion, und nächst der Produktion der Austausch ihrer Produkte, die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist; dass in jeder geschichtlich auftretenden Gesellschaft die Verteilung der Produkte, und mit ihr die soziale Gliederung in Klassen oder Stände, sich danach richtet, was und wie produziert und wie das Produzierte ausgetauscht wird. Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Umwälzungen zu suchen nicht in den Köpfen der Menschen, in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern in Veränderungen der Produktions- und Austauschweise; sie sind zu suchen nicht in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der betreffenden Epoche. Die erwachende Einsicht, dass die bestehenden gesellschaftlichen Einrichtungen unvernünftig und ungerecht sind, dass Vernunft Unsinn, Wohltat Plage geworden, ist nur ein Anzeichen davon, dass in den Produktionsmethoden und Austauschformen in aller Stille Veränderungen vor sich gegangen sind, zu denen die auf frühere ökonomische Bedingungen zugeschnittne gesellschaftliche Ordnung nicht mehr stimmt. Damit ist zugleich gesagt, dass die Mittel zur Beseitigung der entdeckten Missstände ebenfalls in den veränderten Produktionsverhältnissen selbst - mehr oder minder entwickelt - vorhanden sein müssen. Diese Mittel sind nicht etwa aus dem Kopf zu erfinden, sondern vermittelst des Kopfes in den vorliegenden materiellen Tatsachen der Produktion zu entdecken.“ (Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. In: Marx/Engels-Werke, Bd. 20, S. 248 f.)
Die Ökonomie ist die Grundlage, das Fundament, die reale Basis für jede Gesellschaftsordnung, für jeden Abschnitt menschlicher Geschichte, für alles menschliche Tun überhaupt. Ökonomie ist verantwortlich für alles, was der menschlichen Bedürfnisdeckung dient. Zu dieser ökonomischen Basis zählen
Eigentumsverhältnisse
Verteilungs- und Austauschverhältnisse
Verhältnisse zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen bzw ökonomischen Klassen
„In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt.“ (K. Marx, Vorwort „Zur Kritik der Politischen Ökonomie“)
Überbau
Erst nach der Ökonomie als Basis folgt der sekundäre Überbau der Gesellschaft. Dieser besteht aus
-der Politik
-der herrschenden Ideologie
-dem Recht/dem Justizwesens
-der Religion
-der Philosophie
-den Traditionen und Moralvorstellungen
All diese Formen des Überbaus werden bestimmt durch die ökonomischen (Produktions-)Verhältnisse und die ihr entsprechenden Produktivkräfte. Vertreten werden sie durch konkrete Institutionen (Parteien, Richter, Polizei, Militär, Bildungswesen, Staat...).
„... und da zeigte sich, dass alle bisherige Geschichte, mit Ausnahme der Urzustände, die Geschichte von Klassenkämpfen war, dass diese einander bekämpfenden Klassen der Gesellschaft jedesmal Erzeugnisse sind der Produktions- und Verkehrsverhältnisse, mit einem Wort, der ökonomischen Verhältnissen ihrer Epoche, dass also die jedesmalige ökonomische Struktur der Gesellschaft die reale Grundlage bildet, aus der der gesamte Überbau der rechtlichen und politischen Einrichtungen sowie der religiösen, philosophischen und sonstigen Vorstellungsweise eines jeden geschichtlichen Zeitabschnitts in letzter Instanz zu erklären sind.“ (F. Engels, MEW 19, S. 208)
Dialektik zwischen Basis & Überbau
Es wäre jedoch falsch, Basis und Überbau fix und voneinander abgetrennt zu betrachten, wie es oben der Vereinfachung halber dargestellt worden ist. Basis und Überbau wirken gegenseitig auf sich ein. Strikter Ökonomismus ist zwar ein guter Ansatz, führt aber selten zu einem wahren Ergebnis:
"Nach materialistischer Geschichtsauffassung ist das in letzter Instanz bestimmende Moment in der Geschichte die Produktion und die Reproduktion des wirklichen Lebens. Mehr haben weder Marx noch ich je behauptet. Wenn nun jemand das dahin verdreht, das ökonomische Moment sei das einzig bestimmende, so verwandelt er jenen Satz in eine nichtssagende, absurde Phrase. Die ökonomische Lage ist die Basis, aber die verschiedenen Momente des Überbaus - politische Formen des Klassenkampfes und seine Resultate - Verfassungen nach gewonnener Schlacht durch die siegende Klasse festgestellt, usw. - Rechtsnormen, und nun gar die Reflexe aller dieser wirklichen Kämpfe im Gehirn der Beteiligten, politische, juristische, philosophische Theorien, religiöse Anschauungen und deren Weiterentwicklung zum Dogmensystem, üben auch ihre Einwirkung auf den Verlauf der geschichtlichen Kämpfe aus und bestimmen in vielen Fällen vorwiegend deren Form. Es ist eine Wechselwirkung aller dieser Momente, worin schließlich ... als Notwendiges die ökonomische Bewegung sich durchsetzt." (Friedrich Engels: Brief an Joseph Bloch vom 21. September 1890. In: Marx/Engels-Werke, Bd. 37, S. 463)
Basis und Überbau im Kapitalismus
Kapitalismus die herrschende Wirtschaftsform, Liberalismus die politische Ideologie, Christentum das religiöse Deckmäntelchen, Bürgertum die herrschende Gesellschaftsordnung, parlamentarische Demokratie die Staatsform der angstfreien Bourgeoisie, Faschismus die Staatsform der angstvollen Bourgeoisie.
Auch die kapitalistischen Produktionsverhältnisse sind gekennzeichnet durch den zentralen Konflikt zwischen antagonistischen Klassen: Bourgeoisie und Proletariat. Beide Klassen verfolgen objektiv widersprüchliche Interessen: Die einen wollen die bestehende Ordnung aufrecht erhalten, die andere wollen diese stürzen und durch eine neue ersetzen. Dies ist der Grund, wieso beide Klassen trotz gemeinsamer Basis unterschiedliche Ideologien, Wertvorstellungen und Bestrebungen besitzen. Welche der beiden Ideologien nun die bestimmende ist, hängt davon ab, welche Klasse ökonomisch sowie politisch die herrschende Rolle einnimmt, welche der beiden Kräfte im gegenseitigen Klassenkampf überwiegt – unabhängig von der Größe der jeweiligen Klasse.
Und weil es so schön war, ein zusammenfassendes Abschlusszitat durch Engels:
„Die materialistische Anschauung der Geschichte geht von dem Satz aus, dass die Produktion, und nächst der Produktion der Austausch ihrer Produkte, die Grundlage aller Gesellschaftsordnung ist; dass in jeder geschichtlich auftretenden Gesellschaft die Verteilung der Produkte, und mit ihr die soziale Gliederung in Klassen oder Stände, sich danach richtet, was und wie produziert und wie das Produzierte ausgetauscht wird. Hiernach sind die letzten Ursachen aller gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Umwälzungen zu suchen nicht in den Köpfen der Menschen, in ihrer zunehmenden Einsicht in die ewige Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern in Veränderungen der Produktions- und Austauschweise; sie sind zu suchen nicht in der Philosophie, sondern in der Ökonomie der betreffenden Epoche. Die erwachende Einsicht, dass die bestehenden gesellschaftlichen Einrichtungen unvernünftig und ungerecht sind, dass Vernunft Unsinn, Wohltat Plage geworden, ist nur ein Anzeichen davon, dass in den Produktionsmethoden und Austauschformen in aller Stille Veränderungen vor sich gegangen sind, zu denen die auf frühere ökonomische Bedingungen zugeschnittne gesellschaftliche Ordnung nicht mehr stimmt. Damit ist zugleich gesagt, dass die Mittel zur Beseitigung der entdeckten Missstände ebenfalls in den veränderten Produktionsverhältnissen selbst - mehr oder minder entwickelt - vorhanden sein müssen. Diese Mittel sind nicht etwa aus dem Kopf zu erfinden, sondern vermittelst des Kopfes in den vorliegenden materiellen Tatsachen der Produktion zu entdecken.“ (Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. In: Marx/Engels-Werke, Bd. 20, S. 248 f.)
Freitag, 10. September 2010
Erfahrungen während eines Ferienjobs
Ende Juli / Anfang August 2010 führte ich einen Ferienjobs in einem kleinen Verpackungsbetrieb durch.
Mein abstrakt-theoretisches Studium vom Marxismus fand hier erstmals nahrhaften Boden durch konkret-praktische Tätigkeit am Fließband. Während sich mein Wissen vom Kapitalismus auf ein paar Bücher beschränkte, war es für mich zu unsicher, diese Kritik öffentlich zu propagieren. Erst durch die Erfahrungen des Ferienjobs habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass (fast) sämtliche Theorien über den Kapitalismus von Marx und Engels im erschreckendem Einklang zur Realität stehen – selbst zu einer Realität in einem Kleinbetrieb des 21. Jahrhunderts. Strenge hierarchische Unterordnung, monotone geistige Unterforderung, strikte Arbeitsteilung bei fehlender Abwechslungen, ständiger Stress in den Pausen, auf Toilette gehen zu können und dann noch sein Pausenbrot zu schaffen, das Streben der Arbeitgeberin nach möglichst billigen Arbeitskräften (mehrzahl der Betriebsbeschäftigten bestand aus Ferienjobblern), willkürliche und pseudo-produktive Maßnahmen gegen die eigene Belegschaft wie zB verbotenes Anlehnen/Hinsetzen an einem Tisch oder verbotenes Musikhören während der – im zweideutigen Sinne – eintönigen Fließbandarbeit usw. sind einige Beispiele der von mir mitbekommenen Erfahrung innerhalb von zwei Wochen. Das ist meine kritische Erfahrung der ersten Ebene. Diese Ebene ist mit Sicherheit spezifisch nur auf dieser konkreten Firma anwendbar und kann sich von Betrieb zu Betrieb unterscheiden.
Die zweite Ebene meiner kritischen Erfahrungen betreffen aber allgemeine Gesetze einer jeden Firma. Der Arbeitsalltag war in drei Schichten aufgeteilt, wovon ich allerdings stets nur die Frühsschicht mitgemacht habe. Diese Frühsschicht dauerte de jury 8½ Stunden, von 06.00Uhr morgens bis 14.30Uhr mittags. De facto aber bemerkte ich schnell, dass dieser Arbeitstag Auswirkungen über diese 8½ Stunden hinaus hat. Meist von Rückenschmerzen aufgrund der permanenten Pflicht zum Stehen geplagt, musste man sich nach Feierabend erstmal hinlegen. Zwar war ein solcher Arbeitsalltag für mich zugegebenermaßen noch ungewohnt, aber dass die Reproduktion meiner Arbeitskraft mehrere Stunden zusätzlich verschlang, ist unbestreitbar. Hat sich mein Rücken an seiner neuen Aufgabe angepasst, zwang einem die Müdigkeit zum mehrstündigen Verweilen auf dem Sofa. Die von mir vorgenommenen sonstigen Aktivitäten innerhalb dieser zwei Wochen, so das Vorlernen für die Jahrgangsstufe 13 oder das eifrige Lesen mancher guter Bücher konnte ich entweder gar nicht oder nur im Konflikt mit der eigenen Müdigkeit ausführen. Die Zeit zum Ausführen eines Hobbys oder für gesellschaftliches / ehrenamtliches Engagement ist durchaus vorhanden, jedoch nicht oder nur schwerlich, wenn man die benötigte Zeit zur Reproduktion seiner Arbeitskraft für den nächsten Tag am Fließband abzieht. Man kommt zu dem Schluss, dass der Arbeitstag endet, damit man Zeit findet, seine Arbeitskraft für den nächsten Arbeitstag genügend zu reproduzieren. Der gesamte (!) Tag dreht sich also nur um die Arbeitskraft. Man kann sich nach dem Arbeitstag auf das Sofa legen, Musik hören, Fernseh gucken oder vielleicht auch ein Buch zur Hand nehmen – aber ansonsten gehen viel mehr Aktivitäten nicht, man macht sich fit für den nächsten Tag. Während der Feierabend also verhältnismäßig schnell erreicht ist, dauert der eigentliche Arbeitstag noch um einiges länger an.
Und da sind die fundamentalen Kapitalismuskritiken wie die Mehrwert-Theorie noch nicht einmal angesprochen.
Mein abstrakt-theoretisches Studium vom Marxismus fand hier erstmals nahrhaften Boden durch konkret-praktische Tätigkeit am Fließband. Während sich mein Wissen vom Kapitalismus auf ein paar Bücher beschränkte, war es für mich zu unsicher, diese Kritik öffentlich zu propagieren. Erst durch die Erfahrungen des Ferienjobs habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass (fast) sämtliche Theorien über den Kapitalismus von Marx und Engels im erschreckendem Einklang zur Realität stehen – selbst zu einer Realität in einem Kleinbetrieb des 21. Jahrhunderts. Strenge hierarchische Unterordnung, monotone geistige Unterforderung, strikte Arbeitsteilung bei fehlender Abwechslungen, ständiger Stress in den Pausen, auf Toilette gehen zu können und dann noch sein Pausenbrot zu schaffen, das Streben der Arbeitgeberin nach möglichst billigen Arbeitskräften (mehrzahl der Betriebsbeschäftigten bestand aus Ferienjobblern), willkürliche und pseudo-produktive Maßnahmen gegen die eigene Belegschaft wie zB verbotenes Anlehnen/Hinsetzen an einem Tisch oder verbotenes Musikhören während der – im zweideutigen Sinne – eintönigen Fließbandarbeit usw. sind einige Beispiele der von mir mitbekommenen Erfahrung innerhalb von zwei Wochen. Das ist meine kritische Erfahrung der ersten Ebene. Diese Ebene ist mit Sicherheit spezifisch nur auf dieser konkreten Firma anwendbar und kann sich von Betrieb zu Betrieb unterscheiden.
Die zweite Ebene meiner kritischen Erfahrungen betreffen aber allgemeine Gesetze einer jeden Firma. Der Arbeitsalltag war in drei Schichten aufgeteilt, wovon ich allerdings stets nur die Frühsschicht mitgemacht habe. Diese Frühsschicht dauerte de jury 8½ Stunden, von 06.00Uhr morgens bis 14.30Uhr mittags. De facto aber bemerkte ich schnell, dass dieser Arbeitstag Auswirkungen über diese 8½ Stunden hinaus hat. Meist von Rückenschmerzen aufgrund der permanenten Pflicht zum Stehen geplagt, musste man sich nach Feierabend erstmal hinlegen. Zwar war ein solcher Arbeitsalltag für mich zugegebenermaßen noch ungewohnt, aber dass die Reproduktion meiner Arbeitskraft mehrere Stunden zusätzlich verschlang, ist unbestreitbar. Hat sich mein Rücken an seiner neuen Aufgabe angepasst, zwang einem die Müdigkeit zum mehrstündigen Verweilen auf dem Sofa. Die von mir vorgenommenen sonstigen Aktivitäten innerhalb dieser zwei Wochen, so das Vorlernen für die Jahrgangsstufe 13 oder das eifrige Lesen mancher guter Bücher konnte ich entweder gar nicht oder nur im Konflikt mit der eigenen Müdigkeit ausführen. Die Zeit zum Ausführen eines Hobbys oder für gesellschaftliches / ehrenamtliches Engagement ist durchaus vorhanden, jedoch nicht oder nur schwerlich, wenn man die benötigte Zeit zur Reproduktion seiner Arbeitskraft für den nächsten Tag am Fließband abzieht. Man kommt zu dem Schluss, dass der Arbeitstag endet, damit man Zeit findet, seine Arbeitskraft für den nächsten Arbeitstag genügend zu reproduzieren. Der gesamte (!) Tag dreht sich also nur um die Arbeitskraft. Man kann sich nach dem Arbeitstag auf das Sofa legen, Musik hören, Fernseh gucken oder vielleicht auch ein Buch zur Hand nehmen – aber ansonsten gehen viel mehr Aktivitäten nicht, man macht sich fit für den nächsten Tag. Während der Feierabend also verhältnismäßig schnell erreicht ist, dauert der eigentliche Arbeitstag noch um einiges länger an.
Und da sind die fundamentalen Kapitalismuskritiken wie die Mehrwert-Theorie noch nicht einmal angesprochen.
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