Jedes Jahr ein Muss: Erich Kästners Interpretation der Weihnachtszeit und dessen Hinweis, dass "das Fest der Freude und der Liebe" nicht für alle Glück und Frieden bedeutet. Denn selbst an Heiligabend herrscht nicht überall der materielle Überfluss, den die meisten Gymnasiasten gewohnt zu sein scheinen. Geschrieben wurde es um 1928.
"Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte Euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht so weit.
Doch ihr dürft nicht traurig werden.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden.
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.
Lauft ein bißchen durch die Straßen!
Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
Macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.
Tannengrün mit Osrambirnen -
Lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
Denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heil'ge Nacht -
Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!
Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt für's Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit . . . .
Ach, du liebe Weihnachtszeit!"
Willkommen in der virtuellen Welt in Rot
Dieser Blog dient mehrerer Funktionen:
Einerseits um mit mir selbst ins Reine zu kommen, andererseits um interessierte Leser an den wissenschaftlichen Sozialismus von Karl Marx und Friedrich Engels heranzuführen.
Neben ideologischen Fragen werden hier bei Bedarf auch Themen aus der Alltagspolitik versucht darzustellen.
Einerseits um mit mir selbst ins Reine zu kommen, andererseits um interessierte Leser an den wissenschaftlichen Sozialismus von Karl Marx und Friedrich Engels heranzuführen.
Neben ideologischen Fragen werden hier bei Bedarf auch Themen aus der Alltagspolitik versucht darzustellen.
Freitag, 17. Dezember 2010
Sonntag, 12. Dezember 2010
Das Ende der Weimarer Republik - Eine persönliche Analyse
Für das Scheitern der Weimarer Republik, der ersten staatlich organisierten parlamentarischen Demokratie auf deutschen Boden, scheint es auf den ersten Blick mehrere Anlässe zu geben, welche der Historiker Eberhard Kolb zieltreffend auflistet. Dazu gehören autoritär-preußische Traditionen, republikferne Beamten, die Bürde der Kriegsschuld, außenpolitische Probleme, ökonomische Instabilität, Führersehnsucht und soziale Missstände. Abschließend erklärt Kolb, dass man seine Aneinanderreihung von „Ursachen“ noch verschieden gewichten müsste, um auf die Antwort zu kommen.
Wesentlich schlimmer fällt die Analyse von Hagen Schulze aus, welcher das Scheitern allein an das Denken und den Einstellungen der damaligen Menschen festmacht. Das Bewusstsein wäre nicht demokratiefähig gewesen, Verantwortliche hätten schlichtweg „falsch gedacht und deshalb falsch gehandelt“. Diese durchweg idealistische Auffassung hätte er auch mit dem bekannten Filmzitat von Forrest Gump zusammenfassen können: „Dumm ist, wer dummes tut.“ Ungeklärt bleibt hier die Frage, wieso die Menschen falsche Einstellungen zur Weimarer Republik hatten, woraus diese erwachsen sind und inwiefern der Lauf der Geschichte durch einzelne Bewusstseinsänderungen aufgehalten werden sollten.
Heinrich Winkler beginnt seine Analyse überzeugend, konzentriert sich letztlich aber zu sehr auf den Rechtsrutsch der bürgerlichen Parteien in der Endphase der Weimarer Republik, was eher als Sympton des Scheiterns anzusehen ist und nicht als Ursache.
Jeder der drei unterschiedlichen Analysen lassen meines Erachtens einen wichtigen Punkt viel zu unberücksichtigt: Die Gefahr für die Weimarer Republik, ausgehend von der KPD und dem Proletariat. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Etablierung des revolutionären Proletariats in der gesellschaftlichen wie politischen Mitte und dem Erstarken des Faschismus.
So unterschiedliche politische Ziele die Pro-Parteien der Weimarer Republik hatten (von der SPD, die den Sozialstaat ausbauen wollte, bis hin zur DNVP, welche die Rückkehr des Kaisers forderte), es herrschte ein breiter Konsens in ökonomischen Fragen: der Privatbesitz an Produktionsmitteln wurde nicht in Frage gestellt, das kapitalistische Wirtschaftssystem galt als alternativlos. Nun aber gab es eine neue Partei, die KPD, welche die ökonomische Hegemonie der Kapitalisten beenden und die Produktionsmittel in gesellschaftliches /staatliches Eigentum überführen wollte. Das hätte tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen bedeutet, welche den Interessen der Arbeitgeber logischerweise im Widerspruch standen. Bedingt durch die Entstehung der Sowjetunion im Osten war die Gefahr einer kommunistischen Revolution in Deutschland permanent, und die Kapitalisten sahen sich Existenzängsten ausgesetzt. Der erste Versuch dieser Revolution scheiterte im Spätherbst/Winter 1918/1919, als dessen Folge entstand die Weimarer Republik, welche die Herrschaft des Bürgertums vorerst sicherte. Gegen Ende der Republik wurde die Kampfstärke und die Mandatsanzahl der KPD immer höher, 1932 wurde die KPD in Berlin sogar stärkste Partei. Nach der Rettung in die bürgerliche Demokratie suchten die Kapitalisten nun ihr Heil im Faschismus, welcher stets versprach, die kommunistische Pest mit Stumpf und Stiel ausrotten zu wollen. Hitler und die NSDAP wurden massiv von der Großindustrie finanziell unterstützt, ein Großteil der deutschen Medien betrieb antikommunistische und rechtsorientierte Hetze (als Beispiel dient Hugenberg, welcher als Großindustrieller ein riesiges Pressekonzern besaß und selbst aktiv in Politik und öffentliche Meinungsbildung mitarbeitete).
Der Faschismus ist also der letzte Fluchtort des Kapitalismus, ein Wirtschaftssystem, was schlichtweg nichtmehr in der Lage war, seine Stellung durch das Instrument der parlamentarischen Demokratie zu verteidigen.
Der Sieg des Faschismus sollte zudem ein Kreuzzug gegen die Sowjetunion werden, um die rote Gefahr aus dem Osten zu bannen – wie es Hitler bereits 1925 unverholen verkündete.
Eine zweite wichtige Ursache für das Scheitern waren die Symphatien des Kleinbürgertums für den Faschismus. Dieses befürchtete stets, im Klassenkampf zwischen Arbeiter- und Kapitalistenklasse zerrieben zu werden. Das Kleinbürgertum und die Mittelschicht entwickelten eine massive Angst vor der Arbeiterklasse und einem Sozialismus, der ihren sozialen Abstieg bedeuten würde. Gleichsam besaß das Kleinbürgertum aber auch eine Abneigung gegen den Kapitalismus, was sich in eine pseudo-antikapitalistische, nationalsozialistische Ideologie ausartete. Sie befürworteten den Antisemitismus als den „Sozialismus der Dummen“ (August Bebel) und liefen dem Faschismus so in die Arme.
Als Ursache Nummer drei sehe ich die in den 20er Jahren enorm gesteigerte technische Revolution. Es gab Erfindungen und Neuerungen ungeheuren Ausmaßes, die Gesellschaft wurde morderner (Radio, Kino, elektrischer Strom, Flugzeuge). Doch die Gesellschaft hatte keine Möglichkeit, diesen Fortschritt zu verdauen, ihr wurde ja stetig das Streben nach traditionellen und vergangenen Werten gelehrt. Preußische Tugenden aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Gottesfurcht und militärische Disziplin etc. waren Werte, die nichtmehr mit der Modernität einhergingen. Materielle Modernität traf auf geistige Antimodernität. Es verwundert daher nicht, dass die Menschen nach einer Gesellschaftsform wie dem Faschismus strebten, welcher konsequent die Werte von 1789 verneinte und den liberalen Grundgedanken bekämpfte. Die kapitalistische Zivilisation erbrach so 1933 die unverdaute Barbarei.
Die Entwicklung in der Weimarer Zeit verlief nicht unvorhergesehen, abrupt oder plötzlich. Die Tendenzen zum Rechtsruck der bürgerlichen Parteien und das Erstarken der NSDAP waren vorangekündigt. Der 30.Januar 1933 war Folge des Scheiterns der Novemberrevolution von 1918, nichts als die Vollendung eines Kreislaufes. Die SPD bekämpfte die Aufstände der Arbeiter und schlug die Revolution nieder. Die Macht ging von der Arbeiterklasse an das Bürgertum zurück. Die SPD eröffnete somit eine Phase der Konterrevolution, welche von der NSDAP schließlich abgeschlossen wurde. Rettete sich der Kapitalismus anfangs durch die Sozialdemokratie vor dem Sozialismus, so rettete sie sich schließlich durch den Faschismus vor der misstrauischer werdenden Sozialdemokratie.
Wesentlich schlimmer fällt die Analyse von Hagen Schulze aus, welcher das Scheitern allein an das Denken und den Einstellungen der damaligen Menschen festmacht. Das Bewusstsein wäre nicht demokratiefähig gewesen, Verantwortliche hätten schlichtweg „falsch gedacht und deshalb falsch gehandelt“. Diese durchweg idealistische Auffassung hätte er auch mit dem bekannten Filmzitat von Forrest Gump zusammenfassen können: „Dumm ist, wer dummes tut.“ Ungeklärt bleibt hier die Frage, wieso die Menschen falsche Einstellungen zur Weimarer Republik hatten, woraus diese erwachsen sind und inwiefern der Lauf der Geschichte durch einzelne Bewusstseinsänderungen aufgehalten werden sollten.
Heinrich Winkler beginnt seine Analyse überzeugend, konzentriert sich letztlich aber zu sehr auf den Rechtsrutsch der bürgerlichen Parteien in der Endphase der Weimarer Republik, was eher als Sympton des Scheiterns anzusehen ist und nicht als Ursache.
Jeder der drei unterschiedlichen Analysen lassen meines Erachtens einen wichtigen Punkt viel zu unberücksichtigt: Die Gefahr für die Weimarer Republik, ausgehend von der KPD und dem Proletariat. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Etablierung des revolutionären Proletariats in der gesellschaftlichen wie politischen Mitte und dem Erstarken des Faschismus.
So unterschiedliche politische Ziele die Pro-Parteien der Weimarer Republik hatten (von der SPD, die den Sozialstaat ausbauen wollte, bis hin zur DNVP, welche die Rückkehr des Kaisers forderte), es herrschte ein breiter Konsens in ökonomischen Fragen: der Privatbesitz an Produktionsmitteln wurde nicht in Frage gestellt, das kapitalistische Wirtschaftssystem galt als alternativlos. Nun aber gab es eine neue Partei, die KPD, welche die ökonomische Hegemonie der Kapitalisten beenden und die Produktionsmittel in gesellschaftliches /staatliches Eigentum überführen wollte. Das hätte tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen bedeutet, welche den Interessen der Arbeitgeber logischerweise im Widerspruch standen. Bedingt durch die Entstehung der Sowjetunion im Osten war die Gefahr einer kommunistischen Revolution in Deutschland permanent, und die Kapitalisten sahen sich Existenzängsten ausgesetzt. Der erste Versuch dieser Revolution scheiterte im Spätherbst/Winter 1918/1919, als dessen Folge entstand die Weimarer Republik, welche die Herrschaft des Bürgertums vorerst sicherte. Gegen Ende der Republik wurde die Kampfstärke und die Mandatsanzahl der KPD immer höher, 1932 wurde die KPD in Berlin sogar stärkste Partei. Nach der Rettung in die bürgerliche Demokratie suchten die Kapitalisten nun ihr Heil im Faschismus, welcher stets versprach, die kommunistische Pest mit Stumpf und Stiel ausrotten zu wollen. Hitler und die NSDAP wurden massiv von der Großindustrie finanziell unterstützt, ein Großteil der deutschen Medien betrieb antikommunistische und rechtsorientierte Hetze (als Beispiel dient Hugenberg, welcher als Großindustrieller ein riesiges Pressekonzern besaß und selbst aktiv in Politik und öffentliche Meinungsbildung mitarbeitete).
Der Faschismus ist also der letzte Fluchtort des Kapitalismus, ein Wirtschaftssystem, was schlichtweg nichtmehr in der Lage war, seine Stellung durch das Instrument der parlamentarischen Demokratie zu verteidigen.
Der Sieg des Faschismus sollte zudem ein Kreuzzug gegen die Sowjetunion werden, um die rote Gefahr aus dem Osten zu bannen – wie es Hitler bereits 1925 unverholen verkündete.
Eine zweite wichtige Ursache für das Scheitern waren die Symphatien des Kleinbürgertums für den Faschismus. Dieses befürchtete stets, im Klassenkampf zwischen Arbeiter- und Kapitalistenklasse zerrieben zu werden. Das Kleinbürgertum und die Mittelschicht entwickelten eine massive Angst vor der Arbeiterklasse und einem Sozialismus, der ihren sozialen Abstieg bedeuten würde. Gleichsam besaß das Kleinbürgertum aber auch eine Abneigung gegen den Kapitalismus, was sich in eine pseudo-antikapitalistische, nationalsozialistische Ideologie ausartete. Sie befürworteten den Antisemitismus als den „Sozialismus der Dummen“ (August Bebel) und liefen dem Faschismus so in die Arme.
Als Ursache Nummer drei sehe ich die in den 20er Jahren enorm gesteigerte technische Revolution. Es gab Erfindungen und Neuerungen ungeheuren Ausmaßes, die Gesellschaft wurde morderner (Radio, Kino, elektrischer Strom, Flugzeuge). Doch die Gesellschaft hatte keine Möglichkeit, diesen Fortschritt zu verdauen, ihr wurde ja stetig das Streben nach traditionellen und vergangenen Werten gelehrt. Preußische Tugenden aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Gottesfurcht und militärische Disziplin etc. waren Werte, die nichtmehr mit der Modernität einhergingen. Materielle Modernität traf auf geistige Antimodernität. Es verwundert daher nicht, dass die Menschen nach einer Gesellschaftsform wie dem Faschismus strebten, welcher konsequent die Werte von 1789 verneinte und den liberalen Grundgedanken bekämpfte. Die kapitalistische Zivilisation erbrach so 1933 die unverdaute Barbarei.
Die Entwicklung in der Weimarer Zeit verlief nicht unvorhergesehen, abrupt oder plötzlich. Die Tendenzen zum Rechtsruck der bürgerlichen Parteien und das Erstarken der NSDAP waren vorangekündigt. Der 30.Januar 1933 war Folge des Scheiterns der Novemberrevolution von 1918, nichts als die Vollendung eines Kreislaufes. Die SPD bekämpfte die Aufstände der Arbeiter und schlug die Revolution nieder. Die Macht ging von der Arbeiterklasse an das Bürgertum zurück. Die SPD eröffnete somit eine Phase der Konterrevolution, welche von der NSDAP schließlich abgeschlossen wurde. Rettete sich der Kapitalismus anfangs durch die Sozialdemokratie vor dem Sozialismus, so rettete sie sich schließlich durch den Faschismus vor der misstrauischer werdenden Sozialdemokratie.
Montag, 6. Dezember 2010
Der I. Weltkrieg als ökonomische Notwendigkeit des Kapitalismus & Imperialismus
Der Begriff des Imperialismus steht außenpolitisch stets im Zusammenhang zum Kolonialismus (Bestreben entwickelter Staaten, jenseits der eigenen Grenzen unterentwickelte Gebiete politisch, wirtschaftlich und kulturell zu beherrschen). So kommt es, dass man mit dem Imperialismus heute auch eine Zeitepoche verbindet (1880-1914), wo europäische Großmächte ihre Kolonien expansiv ausweiteten und dabei in gegenseitiger Konkurrenz standen (deshalb antagonistische Expansion). Der Antagonismus (unversöhnlicher Widerspruch bzw. Gegensatz, Vergleich Bourgeoisie & Proletariat) ist dafür verantwortlich, dass im Zuge des Imperialismus keine staatliche Monopolstellung zustande kam und auch kein einheitlicher Weltimperialismus entstand, weshalb die nationalstaatlichen Widersprüche der ersten ökonomischen Globalisierung in den I.Weltkrieg mündeten.
Die Bourgeoisie war damals noch nicht so weit entwickelt wie heute, sie stehen ja im ständigen wirtschaftlichen Wettbewerb und müssen sich „bekämpfen“, um als Einzelbourgeois Gewinn zu erzielen. Heute hat die Bourgeoisie erkannt, dass nationalsstaatliche Konkurrenz kein Mittel zur Gewinnmaximierung ist. Die nationale Bourgeoisie (des 20. Jahrhunderts) wurde zur internationalen Bourgeoisie (des 21. Jahrhunderts). Die heutige Globalisierung ist das Gegenteil der damaligen antagonistischen Expansion und die Lehre aus den Weltkriegen.
Der I.Weltkrieg war deshalb eine historische Notwendigkeit, da der Kapitalismus 1914 einer große ökonomische Blase glich, welche durch den Krieg geplatzt ist (Beginn der Weltwirtschaftskrise nicht 1929, sondern 1914).
Diese ökonomische Blase kam auch deshalb zustande, weil der im Imperialismus entstandene Nationalismus Staaten zwang, auch wenig ertragreiche Kolonien zu okkupieren, nur um den Ruf als Großmacht zu festigen. Die politische Eroberung verschiedener Kolonien war ökonomisch zum Teil kontraproduktiv (Verwaltung & Besatzung > wirtschaftlicher Ertrag, Ressourcenausbeutung), da die Spekulation nach Gewinn ein größerer Antrieb war als nüchterne wirtschaftliche Einschätzungen (→ Spekulationsblase → ökonomische Instabilität → I.Weltkrieg). Der ökonomische Unsinn des Protektionismus durch Imperialismus beweist die Tatsache, dass für jedes imperialistische Land der Tauschhandel und die Kapitalinvestitionen mit ihren Kolonien nur eine sekundäre Rolle spielte, primär war immer noch der Handel mit den Nationalstaaten untereinander (Import und Export mit Kolonien reichte nie über 20%, Frankreich investierte mehr Kapital in Russland als in seinen Kolonien). Bevor der imperialistische Antagonismus in den I.Weltkrieg mündete, stand 84,4% der Erdoberfläche unter weißer Herrschaft, 1/5 der Weltfläche waren Kolonien. Das British Empie besaß 30 Millionen Km², Frankreich 8 Millionen Km² und Deutschland 3 Millionen Km² (2010: 357.023 Km²).
1914 ist die kapitalistische Weltordnung zusammengebrochen. Das nahm die Form eines Krieges an, aber dem Ausbruch des militärischen Konflikts zwischen den europäischen Mächten lag der Zusammenbruch der ökonomischen Grundlagen zugrunde, auf denen die vorherige relative Stabilität beruht hatte.
Nach dem kapitalistischen Zusammenbruch von 1914 folgte eine Ära der Revolutionen – Russland, Deutschland, Ungarn, überall wurden rote Fahnen geschwungen. Als Lenin 1915 die objektiven Bestandteile einer revolutionären Situation untersuchte, war sein Name erst wenigen Menschen bekannt. Den Verrat der internationalen Sozialdemokratie trotzend vertrat Lenin die Meinung, dass mit dem Ausbruch des Krieges die sozialistische Revolution endlich weltweit auf der Tagesordnung steht. Der Zusammenbruch der kapitalistischen Wirtschaft muss nicht nur durch einfache Wirtschaftskrise deutlich gemacht werden; er kann auch im nationalstaatlichen Krieg enden. Der I. Weltkrieg war das Fanal einer möglichen neuen Epoche, in der die herrschende Ordnung umgestürzt werden konnte. Das Jahr 1914 signalisierte so den ersten großen Zusammenbruch der kapitalistischen Ordnung.
Als die kapitalistische Wirtschaftsordnung bereits Ende des 19. Jahrhunderts stark wankte (Große Depression; sie waren vor allem von fallenden Preisen und Profitraten gekennzeichnet), konnte sie sich durch den ökonomischen Imperialismus retten (Märkte, Bodenschätze und andere Rohstoffe). Die Große Depression dauerte bis Mitte der 1890er Jahre, woraufhin die kapitalistische Kurve wieder nach oben ging. Die Profite begannen zu steigen, die Märkte dehnten sich aus. 1914 allerdings war die koloniale Aufteilung der Welt abgeschlossen, das Kapital hatte keine territoriale Rückzugsmöglichkeiten mehr. Der Markt war aufgeteilt, der Wettbewerb erreichte seine höchste Steigerungsform. Von nun an konnten sich die imperialistischen Großmächte vom Markt nur noch mit mechanischen, also gewaltsamen Mitteln vertreiben.
"Indem der Kapitalismus allen Ländern seine Wirtschafts- und Verkehrsweise aufdrängt, hat er die ganze Welt in einen einzigen ökonomischen und politischen Organismus verwandelt. Wie der moderne Kredit Tausende von Unternehmern durch ein unsichtbares Band verknüpft und dem Kapital eine erstaunliche Beweglichkeit verleiht, viele kleine Privatbankrotts verhindert, damit aber zugleich die allgemeinen Wirtschaftskrisen zu unerhörten Ausmaßen steigert - so hat auch die ganze ökonomische und politische Arbeit des Kapitalismus, sein Welthandel, sein System monströser Staatsschulden sowie die politischen Gruppierungen von Nationen, die alle Kräfte der Reaktion in eine Art weltweite Aktiengesellschaft einbeziehen, nicht nur allen einzelnen politischen Krisen entgegengewirkt, sondern auch den Boden für eine soziale Krise von unerhörten Ausmaßen bereitet." (Leo Trotzki: Ergebnisse und Perspektiven,, Die Permanente Revolution, Frankfurt 1971, S. 111f)
Der Ausweg war nur der Weltkrieg, in der überflüssiges Produktionsmaterial vernichtet werden konnte und genügend Arbeitskräfte verschwanden, um das drohende Heer der Arbeitslosen zu verhindern. Der I.Weltkrieg war eine Revolte der Produktivkräfte gegen die nationalstaatliche Struktur des Weltkapitalismus. Der einzige weitere Ausweg wäre die Antwort der Proletariats auf die inneren Widersprüche des Kapitals gewesen – die soziale Revolution. Doch diese Möglichkeit wurden von den sozialdemokratischen Parteien Europas – mit Ausnahme der serbischen – durch ihren Klassenverrat verhindert.
Der Ausbruch des Kriegs signalisierte das Ende des Aufschwungs, der nach dem Ende der Großen Depression begonnen hatte. Allerdings beendete nicht der Krieg den Aufschwung, sondern das Ende des Aufschwungs endete im Krieg, da die Produktivkräfte in Europa sich nicht mehr unter gegebenen Umständen weiter entwickeln konnten.
"Im technologischen Sinn entwickelte sich Europa mit ungeheurer Geschwindigkeit und Macht von 1893 bis 1913, es wurde während der 20 Jahre vor dem imperialistischen Krieg sozusagen wirtschaftlich reich. Mit Beginn des Jahres 1913 - und dies können wir positiv ausdrücken - kam die Entwicklung des Kapitalismus ein Jahr vor Ausbruch des Krieges mit seinen Produktivkräften zum Stillstand, weil die Produktivkräfte an die Grenzen stießen, die ihnen das kapitalistische Eigentum und die kapitalistische Form der Aneignung gesetzt hatten. Der Markt war aufgeteilt, der Wettbewerb erreichte seine höchste Steigerungsform und von da ab versuchten die kapitalistischen Länder einander vom Markt nur mit mechanischen Mitteln zu vertreiben.
Es ist nicht der Krieg, der die Produktivkräfte in Europa zum Erliegen brachte, sondern vielmehr entstand der Krieg selbst aus der Unmöglichkeit, die Produktivkräfte in Europa unter kapitalistischen Bedingungen weiter zu entwickeln." (Leo Trotzki, Die ersten fünf Jahre der Komintern)
Die wirtschaftliche Entwicklung Europas in den 1920ern bestätigte Trotzkis Analyse. Trotz Weltkrieg konnten die ökonomischen Vorkriegsbedingungen nicht mehr wiederhergestellt werden, was sich in manchen Ländern auch mit dem Sturz der politischen Ordnung direkt ausdrückte. Die Entwicklung der 20er Jahre ist in ganz Europa gekennzeichnet durch den Kampf der Industrie, das Produktionsniveau der Vorkriegszeit auch mit US-amerikanischer Kredithilfe wieder zu erreichen. Dies gelang Mitte der 20er Jahre. Und nach drei Jahren Wachstum geriet die deutsche Wirtschaft, die größte Europas, 1928-29 wieder in die Rezession, bevor auch die restliche Weltwirtschaft 1929 ins Chaos stürzte.
Quellen: Zeit & Mensch, http://www.wsws.org/de/2009/feb2009/bea1-f27.shtml (Eröffnungsbericht von Nick Beams auf der SEP Sommerschule: Der Wirtschaftszusammenbruch von 2008 und seine revolutionäre Bedeutung)
Die Bourgeoisie war damals noch nicht so weit entwickelt wie heute, sie stehen ja im ständigen wirtschaftlichen Wettbewerb und müssen sich „bekämpfen“, um als Einzelbourgeois Gewinn zu erzielen. Heute hat die Bourgeoisie erkannt, dass nationalsstaatliche Konkurrenz kein Mittel zur Gewinnmaximierung ist. Die nationale Bourgeoisie (des 20. Jahrhunderts) wurde zur internationalen Bourgeoisie (des 21. Jahrhunderts). Die heutige Globalisierung ist das Gegenteil der damaligen antagonistischen Expansion und die Lehre aus den Weltkriegen.
Der I.Weltkrieg war deshalb eine historische Notwendigkeit, da der Kapitalismus 1914 einer große ökonomische Blase glich, welche durch den Krieg geplatzt ist (Beginn der Weltwirtschaftskrise nicht 1929, sondern 1914).
Diese ökonomische Blase kam auch deshalb zustande, weil der im Imperialismus entstandene Nationalismus Staaten zwang, auch wenig ertragreiche Kolonien zu okkupieren, nur um den Ruf als Großmacht zu festigen. Die politische Eroberung verschiedener Kolonien war ökonomisch zum Teil kontraproduktiv (Verwaltung & Besatzung > wirtschaftlicher Ertrag, Ressourcenausbeutung), da die Spekulation nach Gewinn ein größerer Antrieb war als nüchterne wirtschaftliche Einschätzungen (→ Spekulationsblase → ökonomische Instabilität → I.Weltkrieg). Der ökonomische Unsinn des Protektionismus durch Imperialismus beweist die Tatsache, dass für jedes imperialistische Land der Tauschhandel und die Kapitalinvestitionen mit ihren Kolonien nur eine sekundäre Rolle spielte, primär war immer noch der Handel mit den Nationalstaaten untereinander (Import und Export mit Kolonien reichte nie über 20%, Frankreich investierte mehr Kapital in Russland als in seinen Kolonien). Bevor der imperialistische Antagonismus in den I.Weltkrieg mündete, stand 84,4% der Erdoberfläche unter weißer Herrschaft, 1/5 der Weltfläche waren Kolonien. Das British Empie besaß 30 Millionen Km², Frankreich 8 Millionen Km² und Deutschland 3 Millionen Km² (2010: 357.023 Km²).
1914 ist die kapitalistische Weltordnung zusammengebrochen. Das nahm die Form eines Krieges an, aber dem Ausbruch des militärischen Konflikts zwischen den europäischen Mächten lag der Zusammenbruch der ökonomischen Grundlagen zugrunde, auf denen die vorherige relative Stabilität beruht hatte.
Nach dem kapitalistischen Zusammenbruch von 1914 folgte eine Ära der Revolutionen – Russland, Deutschland, Ungarn, überall wurden rote Fahnen geschwungen. Als Lenin 1915 die objektiven Bestandteile einer revolutionären Situation untersuchte, war sein Name erst wenigen Menschen bekannt. Den Verrat der internationalen Sozialdemokratie trotzend vertrat Lenin die Meinung, dass mit dem Ausbruch des Krieges die sozialistische Revolution endlich weltweit auf der Tagesordnung steht. Der Zusammenbruch der kapitalistischen Wirtschaft muss nicht nur durch einfache Wirtschaftskrise deutlich gemacht werden; er kann auch im nationalstaatlichen Krieg enden. Der I. Weltkrieg war das Fanal einer möglichen neuen Epoche, in der die herrschende Ordnung umgestürzt werden konnte. Das Jahr 1914 signalisierte so den ersten großen Zusammenbruch der kapitalistischen Ordnung.
Als die kapitalistische Wirtschaftsordnung bereits Ende des 19. Jahrhunderts stark wankte (Große Depression; sie waren vor allem von fallenden Preisen und Profitraten gekennzeichnet), konnte sie sich durch den ökonomischen Imperialismus retten (Märkte, Bodenschätze und andere Rohstoffe). Die Große Depression dauerte bis Mitte der 1890er Jahre, woraufhin die kapitalistische Kurve wieder nach oben ging. Die Profite begannen zu steigen, die Märkte dehnten sich aus. 1914 allerdings war die koloniale Aufteilung der Welt abgeschlossen, das Kapital hatte keine territoriale Rückzugsmöglichkeiten mehr. Der Markt war aufgeteilt, der Wettbewerb erreichte seine höchste Steigerungsform. Von nun an konnten sich die imperialistischen Großmächte vom Markt nur noch mit mechanischen, also gewaltsamen Mitteln vertreiben.
"Indem der Kapitalismus allen Ländern seine Wirtschafts- und Verkehrsweise aufdrängt, hat er die ganze Welt in einen einzigen ökonomischen und politischen Organismus verwandelt. Wie der moderne Kredit Tausende von Unternehmern durch ein unsichtbares Band verknüpft und dem Kapital eine erstaunliche Beweglichkeit verleiht, viele kleine Privatbankrotts verhindert, damit aber zugleich die allgemeinen Wirtschaftskrisen zu unerhörten Ausmaßen steigert - so hat auch die ganze ökonomische und politische Arbeit des Kapitalismus, sein Welthandel, sein System monströser Staatsschulden sowie die politischen Gruppierungen von Nationen, die alle Kräfte der Reaktion in eine Art weltweite Aktiengesellschaft einbeziehen, nicht nur allen einzelnen politischen Krisen entgegengewirkt, sondern auch den Boden für eine soziale Krise von unerhörten Ausmaßen bereitet." (Leo Trotzki: Ergebnisse und Perspektiven,, Die Permanente Revolution, Frankfurt 1971, S. 111f)
Der Ausweg war nur der Weltkrieg, in der überflüssiges Produktionsmaterial vernichtet werden konnte und genügend Arbeitskräfte verschwanden, um das drohende Heer der Arbeitslosen zu verhindern. Der I.Weltkrieg war eine Revolte der Produktivkräfte gegen die nationalstaatliche Struktur des Weltkapitalismus. Der einzige weitere Ausweg wäre die Antwort der Proletariats auf die inneren Widersprüche des Kapitals gewesen – die soziale Revolution. Doch diese Möglichkeit wurden von den sozialdemokratischen Parteien Europas – mit Ausnahme der serbischen – durch ihren Klassenverrat verhindert.
Der Ausbruch des Kriegs signalisierte das Ende des Aufschwungs, der nach dem Ende der Großen Depression begonnen hatte. Allerdings beendete nicht der Krieg den Aufschwung, sondern das Ende des Aufschwungs endete im Krieg, da die Produktivkräfte in Europa sich nicht mehr unter gegebenen Umständen weiter entwickeln konnten.
"Im technologischen Sinn entwickelte sich Europa mit ungeheurer Geschwindigkeit und Macht von 1893 bis 1913, es wurde während der 20 Jahre vor dem imperialistischen Krieg sozusagen wirtschaftlich reich. Mit Beginn des Jahres 1913 - und dies können wir positiv ausdrücken - kam die Entwicklung des Kapitalismus ein Jahr vor Ausbruch des Krieges mit seinen Produktivkräften zum Stillstand, weil die Produktivkräfte an die Grenzen stießen, die ihnen das kapitalistische Eigentum und die kapitalistische Form der Aneignung gesetzt hatten. Der Markt war aufgeteilt, der Wettbewerb erreichte seine höchste Steigerungsform und von da ab versuchten die kapitalistischen Länder einander vom Markt nur mit mechanischen Mitteln zu vertreiben.
Es ist nicht der Krieg, der die Produktivkräfte in Europa zum Erliegen brachte, sondern vielmehr entstand der Krieg selbst aus der Unmöglichkeit, die Produktivkräfte in Europa unter kapitalistischen Bedingungen weiter zu entwickeln." (Leo Trotzki, Die ersten fünf Jahre der Komintern)
Die wirtschaftliche Entwicklung Europas in den 1920ern bestätigte Trotzkis Analyse. Trotz Weltkrieg konnten die ökonomischen Vorkriegsbedingungen nicht mehr wiederhergestellt werden, was sich in manchen Ländern auch mit dem Sturz der politischen Ordnung direkt ausdrückte. Die Entwicklung der 20er Jahre ist in ganz Europa gekennzeichnet durch den Kampf der Industrie, das Produktionsniveau der Vorkriegszeit auch mit US-amerikanischer Kredithilfe wieder zu erreichen. Dies gelang Mitte der 20er Jahre. Und nach drei Jahren Wachstum geriet die deutsche Wirtschaft, die größte Europas, 1928-29 wieder in die Rezession, bevor auch die restliche Weltwirtschaft 1929 ins Chaos stürzte.
Quellen: Zeit & Mensch, http://www.wsws.org/de/2009/feb2009/bea1-f27.shtml (Eröffnungsbericht von Nick Beams auf der SEP Sommerschule: Der Wirtschaftszusammenbruch von 2008 und seine revolutionäre Bedeutung)
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