VI.)Der Kommunismus wird die letzte Entwicklungsstufe des Menschen sein, in der es keine Klassen, Staaten, Geldsysteme, Ausbeutung, Wirtschaftskrisen, Waren mehr gibt.
Kommunismus als Beschränkung der individuellen Freiheit
Kommunismus und Planwirtschaft kommen für viele als eine unzumutbare Beschränkung vor, weil es da nicht Geld gibt, mit dem einem potentiell alle Möglichkeiten offen stehen und man sich nichts von einem sagen lassen muss. Diese Menschen bemerken aber nicht, dass zu der Freiheit im Kapitalismus auch die Not gehört, angewiesen zu sein darauf, für fremdes Eigentum zu arbeiten, weil es einem eben an gerade diesem Geld mangelt, das einem alle Tore öffnet. Planwirtschaft dagegen lebt nicht davon, dass alle sich aneinander privat zu bereichern versuchen, sondern bestimmen selbst kollektiv die Produktion, bestimmen Zweck der Produktion, ordnen sich aber auch dem Plan dann unter. Das begreifen sie dann als eine Vorgabe, die auch auf Verbindlichkeiten beruht und man nicht einfach spontan nach seinem Willen doch auf die notwendige Arbeit verzichten kann usw. Lieber leben diese Menschen dann in der Not, in der sie selbst entscheiden können, ob sie unter der Brücke schlafen wollen, arbeiten oder schauen, ob sich mit Arbeitslosengeld leben lässt. Sie bemerken nicht, dass ihr Leben im Kapitalismus - „das System der Freiheit“ - nicht von einem selbst abhängt, sondern stets nur davon, ob man für fremden Dienst gebraucht wird oder nicht.
Errungenschaften im Kommunismus
- beträchtliche Steigerung im Entwicklungsstand der Produktivkräfte und im Niveau der Arbeitsproduktivität
- verbesserter Umfang und Struktur der materiell-technischen Basis
- Abschaffung des staatlichen Eigentums an Produktionmitteln und Ersetzung durch eine einheitlich kommunistische Eigentumsform
- Klassenloser Gesellschaftstyp, Abschaffung sozialer Schichten
- Aufhebung des sozialen Unterschieds zwischen Stadt und Land
- Aufhebung der sozialen Unterschiede zwischen geistiger und körperlicher Arbeit
- „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“
Das Prinzip der Leistung wird also durch das Prinzip der Bedürftigkeit ersetzt. Der Übergang vom sozialistischen zum kommunistischen Verteilungsprinzip kann nur erfolgen, wenn die materiell-technische Basis im Kapitalismus und schließlich im Sozialismus weit genug ausgebaut worden ist, wenn die Qualität der Produktivkräfte eine Entwicklungsstufe erreicht haben, die eine bedarfsgerechte Verteilung zulassen.
„In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ (MEW 19, S. 21)
Dies beinhaltet auch, dass die Arbeit -welches wie ursprünglich ein Lebensbedürfnis des Menschen wird- wieder als ein befreiender Akt angesehen werden kann, dass der Mensch aus eigenen Antrieb sein gesellschaftlichen Anteil an Arbeit durchführt, weil er ein Interesse daran hat, die planmäßige Produktion aufrecht zu erhalten.
„Auf dieser Grundlage wird sich der Charakter der Arbeit grundlegend wandeln und die Arbeit zum ersten Lebensbedürfnis der Menschen werden. Der Arbeitsprozess wird zur wichtigsten Sphäre, in der die Individuen ihre Fähigkeiten, Talente und Neigungen allseitig entfalten und betätigen können. Der Kommunismus ist die Gesellschaft, "worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist." (MEW 4, S. 482)
Dass diese Moral heute weitgehend fehlt, ist logisch. Allerdings liegt dies nicht an ehernen menschlichen Charakterschwächen. Der Mensch ist weder von Grund auf „böse“ (nach dem Philosophen Hobbes) noch von Grund auf „gut“ (nach dem Philosophen Rousseau), sondern das Produkt der gesellschaftlichen Einflüsse auf den Menschen (nach dem Wissenschaftler Marx). Die moralische Einstellung, die dem Menschen heute zum Kommunismus fehlen mag, entwickelt sich erst mit dessen Herstellung. Es gibt immer nur die Moral der jeweiligen Gesellschaft, aber keine allgemeine Moral.
„Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“ (MEW 13, S. 7-11)
Absterben des Staates
Ebenso bedeutend ist das Absterben des Staates. Aber auch dies lässt sich am Besten mit den Originalworten Friedrich Engels´ und Karl Marx´ erklären:
„Das Proletariat ergreift die Staatsgewalt und verwandelt die Produktionsmittel zunächst in Staatseigentum. Aber damit hebt es sich selbst als Proletariat, damit hebt es alle Klassenunterschiede und Klassengegensätze auf und damit auch den Staat als Staat. Die bisherige, sich in Klassengegensätzen bewegende Gesellschaft hatte den Staat nötig, d.h. eine Organisation der jedesmaligen ausbeutenden Klasse zur Aufrechterhaltung ihrer äußern Produktionsbedingungen, also namentlich zur gewaltsamen Niederhaltung der ausgebeuteten Klasse in den durch die bestehende Produktionsweise gegebnen Bedingungen der Unterdrückung (Sklaverei, Leibeigenschaft oder Hörigkeit, Lohnarbeit). Der Staat war der offizielle Repräsentant der ganzen Gesellschaft, ihre Zusammenfassung in einer sichtbaren Körperschaft, aber er war dies nur, insofern er der Staat derjenigen Klasse war, welche selbst für ihre Zeit die ganze Gesellschaft vertrat: im Altertum Staat der sklavenhaltenden Staatsbürger, im Mittelalter des Feudaladels, in unsrer Zeit der Bourgeoisie. Indem er endlich tatsächlich Repräsentant der ganzen Gesellschaft wird, macht er sich selbst überflüssig. Sobald es keine Gesellschaftsklasse mehr in der Unterdrückung zu halten gibt, sobald mit der Klassenherrschaft und dem in der bisherigen Anarchie der Produktion begründeten Kampf ums Einzeldasein auch die daraus entspringenden Kollisionen und Exzesse beseitigt sind, gibt es nichts mehr zu reprimieren, das eine besondre Repressionsgewalt, einen Staat, nötig machte. Der erste Akt, worin der Staat wirklich als Repräsentant der ganzen Gesellschaft auftritt - die Besitzergreifung der Produktionsmittel im Namen der Gesellschaft, ist zugleich sein letzter selbständiger Akt als Staat. Das Eingreifen einer Staatsgewalt in gesellschaftliche Verhältnisse wird auf einem Gebiete nach dem andern überflüssig und schläft dann von selbst ein. An die Stelle der Regierung über Personen tritt die Verwaltung von Sachen und die Leitung von Produktionsprozessen. Der Staat wird nicht "abgeschafft", er stirbt ab.“ (MEW 19, S. 210-228)
„Wenn das Proletariat im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich notwendig zur Klasse vereint, durch eine Revolution sich zur herrschenden Klasse macht und als herrschende Klasse gewaltsam die alten Produktionsverhältnisse aufhebt, so hebt es mit diesen Produktionsverhältnissen die Existenzbedingung des Klassengegensatzes, der Klassen überhaupt, und damit seine eigene Herrschaft als Klasse auf. An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation (= freiwilliger Zusammenschluss), worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“ (Kommunistisches Manifest, MEW 4, S. 482)
Gesellschaftliche Planung der Produktion
Zur Ökonomie ist -neben den vergesellschafteten Produktionsmitteln- zu sagen, dass sowohl der Tausch und damit auch die Ware sowie letztendlich das Geld als Tauschmittel selbst verschwinden. Verausgabung der Arbeitskraft in die Produktion sowie die Verteilung der Produkte wird nichtmehr vom Markt (wie im Kapitalismus) noch vom Staat (wie im Sozialismus) geregelt, sondern von der Gesellschaft selbst in bewusster und planmäßiger Art und Weise.
Dieses hat zwei Intentionen: Zum einen eine quantitativ gerechtere Verteilung, zum anderen die Emanzipation von einem verselbstständigten anonymen und objektiven Zwang gegenüber dem Individuum (Ende der Herrschaft des Produkts über den Produzenten). Erst dann können die Mitglieder eines „Vereins freier Menschen“ ihre gesellschaftlichen Angelegenheiten wirklich selbst regeln und gestalten. Die Intentionen eines Marxisten gehen also über einfache Verteilungsfragen weit hinaus. Ihr Ziel ist die vollständige Emanzipation des Menschen. Ein Punkt, den die Gegner des Kommunismus noch nie verstanden haben.
Erstmals ist es mit der kommunistischen Gesellschaftsform möglich, dass Geschichte nicht das zufällige Produkt verschiedener menschlicher Handlung ist, sondern der Mensch wird in der Lage sein, Geschichte bewusst zu verwirklichen:
"Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten. Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion wird ersetzt durch planmäßige bewußte Organisation. Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die zum ersten Male bewußte, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eignen Vergesellschaftung werden [...] Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewußtsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maß auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben. Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit." (MEW 19, S. 210-228)
Recht & Gesetz
Die kommunistische Gesellschaft lebt nicht in archaischen Zuständen. Recht und Gesetz sterben zwar mit dem Staat selbstverständlich zwangsweise mit ab, aber selbst Mitglieder kommunistischer Gesellschaften müssen ihr gemeinschaftliches Leben regeln – vielmehr noch, sie müssen sogar auf kleinster Ebene selbstverantwortlich in den jeweiligen Betrieben ihre Produktion organisieren, sie müssen die gesellschaftliche Produktion koordinieren, sie müssen Sorge dafür tragen, dass die heute verschiedenartigen Interessen von Konsumenten und Produzenten identisch werden, sie müssen Rechte von Minderheiten gegenüber von Attacken anderer Gruppen schützen sowie Diskriminierungen jeglicher Art vorbeugen und ggf. bestrafen können.
Fazit
Die gesamte menschliche Entwicklung ist eine Geschichte von Klassenkämpfen. Der Klassenkampf ist die entscheidende Triebkraft der gesellschaftlichen Entwicklung in allen antagonistischen Klassengesellschaften. Der Klassenkampf ist die notwendige Folge des Klassenantagonismus und der daraus entspringenden gegensätzlichen Klasseninteressen zwischen den Grundklassen einer ökonomischen Gesellschaftsformation der Ausbeutergesellschaften. Er ist eine objektive Gesetzmäßigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung.
Zu beachten gilt, dass die Übergänge von einer Gesellschaftsform zu einer anderen nicht bruchartig, sondern fließend verlaufen, sodass es für bestimmte Zeit Mischformen geben kann. Desweiteren kann die Entwicklung bei falscher oder voreiliger Umsetzung rückwärts verlaufen, beispielsweise durch Konterrevolution.
Die Entwicklung zum Kommunismus ist ebenfalls objektive Gesetzesmäßigkeit, somit unvermeidbar und nur temporär abhängig, da es Gesetz der Natur ist, dass sich die Menschheit -wie viele sonstige Lebesformen auch- zu einer immer höheren, komplexeren Stufe weiterentwickelt. Mit dem Kommunismus schließt sich also der menschliche Entwicklungszyklus, weil bestimmte Formen der ursprünglichen Urgesellschaft wiederhergestellt sind, wenn auch auf einer völlig anderen, qualitativen Ebene.
„Und auch wenn eine kommunistische Gesellschaft nur schwer zu erreichen sein mag – angesichts der sozialen Verheerungen, die der globale Kapitalismus durch Krisen und Arbeitslosigkeit sowohl in den entwickelten Ländern als auch in den Ländern der sogenannten „Dritten Welt“ anrichtet, während gleichzeitig ein historisch noch nie da gewesenes Niveau materiellen Reichtums existiert; angesichts der von der kapitalistischen Produktion bewirkten Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, die längst nicht mehr nur lokal stattfindet, sondern bereits den Planeten als Ganzes betrifft (wie beim Klimawandel deutlich sichtbar wird); angesichts immer neuer Kriege, die auch von den „demokratischen“ bürgerlichen Staaten ausgehen oder gefördert werden; angesichts all dessen also – gibt es genug Gründe, den Kapitalismus abzuschaffen und ihn durch einen „Verein freier Menschen“ zu ersetzen“ (nach Michael Heinrich in „Kritik der pol. Ökonomie – Eine Einführung“). Die Probleme des 21. Jahrhunderts, zu dem zusätzlich noch der erstarkende Rechtspopulismus zu nennen ist, verdeutlicht, dass der Kampf für den Sozialismus keine Frage des persönlichen Willens ist, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit.
„Mit einem Wort, die Kommunisten unterstützen überall jede revolutionäre Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände.
In allen diesen Bewegungen heben sie die Eigentumsfrage, welche mehr oder minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der Bewegung hervor.
Die Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbindung und Verständigung der demokratischen Parteien aller Länder.
Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen.
Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“
(MEW 4 , S. 459-493)
Verwendete Materialen:
- Friedrich Engels: Grundsätze des Kommunismus ; Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft
- Georg Fülberth: „Kapitalismus“
- M. Heinrich: Kritik der pol. Ökonomie – Eine Einführung
- http://www.porta-vitae.net/Wissenswertes/Vortr%E4ge/Mittelalterliche%20Gesellschaft/Mittelalterliche%20Gesellschaft.html
- http://www.stamokap.org/histomat.html#45
- http://www.stamokap.org/marx-grundlagen.html
- http://www.mxks.de/files/ag/proletariat.html
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