Ein Statement zur deutschen Wiedervereinigung
Im Folgenden möchte ich ein Statement abgeben zu den Veränderungen der Jahre 1989/90 und dessen Folgen. Mir erscheint es notwendig, den Verlauf der Wendezeit kurz zu rekapitulieren, um mich danach mit den Meinungen der vier Autoren Stern, Kocka, Schulze und Winkler auseinandersetzen zu können, dessen Folgerungen sich allesamt so zusammenfassen lassen: Erstmals in der deutschen Geschichte sei (nicht näher definierte) Freiheit und nationale Einheit erreicht, Deutschland stehe an einen historischen Wendepunkt.
Die Ereignisse vom 09.November 1989 und 03.Oktober 1990 sind zentrale Bestandteile der neueren deutschen Geschichte, vergleichbar nur mit dem 08.Mai 1945, dem 30.Januar 1933 oder dem 11.November 1918.
Doch im Gegensatz zu den vorherigen zentralen Daten basieren die Ereignisse der Wendezeit auf einer Implosion, nicht auf einer Explosion. Die Revolution begann auf den Straßen ostdeutscher Großstädte, dessen Ursache vorrangig auf innenpolitische Missstände der DDR zurückzuführen ist. Der gesamte Prozess war ein objektiver Klassenkampf; das Volk revoltierte anfangs gegen die bürokratische Staatselite der sozialistischen Kaderpartei, das Ziel war ein sg. „demokratischer Sozialismus“ und kann durchaus im Vergleich zur klassischen Einparteiendiktatur als fortschrittlich bezeichnet werden. Die Restauration des Kapitalismus war anfangs nicht Intention der rebellierenden Massen. Dies spiegelt sich in der bestimmenden Parole „Wir sind das Volk“ wider. Von den ökologisch, demokratisch und pazifistisch auftretenden Akteuren, die bei der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration im Januar 1988 und 1989 im „Neuen Forum“, in der Gruppe „Demokratie jetzt“, im „Demokratischen Aufbruch“, in der Gründungsgruppe der Grünen Partei sowie der Sozialdemokratischen Partei in Ostdeutschland in Erscheinung traten, waren nationalistische und prokapitalistische Absichten nie formuliert worden. Sie gingen vom Fortbestand der Deutschen Demokratischen Republik und des sozialistischen Eigentums aus, allerdings verwaltet durch veränderte (nämlich demokratisierte) politische Bedingungen.
Der Übergang von Revolution zu Konterrevolution kennzeichnet wiederum die Parole „Wir sind ein Volk“. Ziel war nicht mehr die politische Emanzipation des menschlichen Individuums, sondern die nationale Einheit Deutschlands unter kapitalistischer Verhältnisse, also eine Forderung, die in der Vergangenheit bereits erfüllt gewesen ist. Die Revolte war rückwärtsgewand, die Initiative und Kontrolle der Ereignisse von 1989/90 ging von den Straßen ostdeutscher Großstädte auf den westdeutschen Regierungssitz in Bonn über. Exogene Faktoren bestimmten nun die Geschehnisse in Ostdeutschland, die Revolution ist somit gescheitert. Der Klassenkampf änderte seine Richtung: Es lag nun in der Hand der Bourgeoisie die sozialen Errungenschaften im Osten zu bekämpfen und ihre 1945 verloren gegangene Herrschaft wieder zu erlangen. Es ist bezeichnend, dass der 09.November, welcher eigentlich als Unglücksdatum in das Gedächtnis der Deutschen für ewig eingebrannt sein müsste, heute wieder fröhlich gefeiert und gewürdigt wird.
Liest man Stellungnahmen über die Bedeutung der Jahre 1989ff von in ihren Fachbereich bekannten Persönlichkeiten, so erkennt man nicht viele Unterschiede in ihren Meinungen. Stern, Kocka, Schulze, Winkler – alle preisen diese Jahre nicht unvoreingenommen als Befreiungsschlag, Erlösung, Endsieg liberaldemokratischer Ideen (Stern und Kocka) sogar als engültiger Wendepunkt der deutschen Geschichte, der Abschluss der bisherigen deutschen Geschichte und ein historischer Neubeginn (Schulze), der Sieg des „Lebensgefühls gegen Staatsdoktrination“ (Winkler).
Doch wie sieht die historische Wahrheit aus? Sind Anspruch und Wirklichkeit dieser westlichen Analytiker wirklich identisch? Sicherlich, es wurde Freiheit errungen. Aber die Errungenschaften von 1989/90 beschränkten sich auf typisch bürgerliche Freiheiten. Es folgte der Verlust der sozialen Freiheit zugunsten der rechtlichen Freiheit. Es ging nicht nur der abstrakte Traum vieler Sozialisten aller Art verloren, dass eine bessere Welt bzw. ein besseres Deutschland möglich sei, sondern auch ganz konkret ließ die errungene rechtliche Freiheit seinen Preis spüren: Totale Enteignung der ostdeutschen Bevölkerung, Deindustrialisierung Ostdeutschlands, Abbau von Arbeitsplätzen und Arbeitslosigkeit, weniger Lohn bei gleicher Arbeit, der Verlust sozialer Sicherheit, Rentenungleichheit, Abbau sozialer und kultureller Einrichtungen, eine Mehrklassenmedizin. Mit der Restauration des Kapitalismus in Ostdeutschland ging das Recht auf Arbeit, auf Wohnung, auf gleiche Bildungschancen, auf medizinische Betreuung, soziale Sicherheit bei Krankheit und im Alter verloren.
Die deutsche Bevölkerung ist auf gefährliche Wahlkampfversprechungen hereingefallen, hat den Lügen von den »blühenden Landschaften« geglaubt, dem Gerede, dass es »keinem schlechter, aber vielen besser gehen wird«. Die Konsequenz war, dass Freiheit de jury wirklich wiederhergestellt worden war, aber Freiheit vorallem in der Wirtschaft, sodass de facto Freiheit in der postrealsozialistischen Ära wieder identisch ist mit Reichtum.
„Vollzogen hat sich der Übergang von der Herrschaft der Politbürokratie zur Herrschaft des großen Kapitals. Letztere ist nicht weniger total als die erstere. In Wirklichkeit war es der historische Rückweg von einem, wenn auch gescheiterten, weil deformierten, inkonsequenten Versuch qualitativen sozialen Fortschritts, zu dem gesellschaftlichen Zustand davor, der diesen Versuch notwendig und möglich gemacht hat.“ (Heinz Kallabis in: "Was war die DDR?")
Letztlich war dieses Moment der „Freiheit in Einigkeit“ nichts als ein weiterer Sturz der Deutschen in einen historischen Abgrund, welcher einmal mehr in einer Katastrophe mündete.
Doch die eigentliche Ironie der Geschichte liegt darin, dass das Marx´sche Ziel der Herrschaftsfreiheit in der klassenlosen Gesellschaft, insbesondere in Ostdeutschland 1949-1989, zur weltanschaulichen Legitimation eines Gesellschaftssystems beitragen konnte, das sich zur eigenen Stabilisierung wesentlich auf bürokratisch-staatliche Herrschaft stützen sollte.
Das Scheitern des 3. Sozialismusversuches -nach den ersten kommunistisch organisierten Betrieben in den Kolonien Nordamerikas durch Robert Owen Anfang des 19. Jh und der Pariser Kommune von 1871- eröffnet aber gleichzeitig Perspektiven. Moderne Sozialisten können wieder selbst denken – unabhängig von dem Einfluss der dogmatischen Rechtfertigungsideologie des von Stalin pervertierten Marxismus-Leninismus, unter dessen Klauen die DDR von Anfang bis Ende zu leiden hatte. Die Wende bietet also eine Chance zu einer neuen wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Schriften von Karl Marx und dessen mögliche Aktualität zu heutigen politischen, sozialen und ökonomischen Verhältnisse im vereinten Deutschland des 21. Jh. Die Zukunft wird zeigen, ob man aus geschichtlichen Erfahrungen lernen kann und wird.
Willkommen in der virtuellen Welt in Rot
Dieser Blog dient mehrerer Funktionen:
Einerseits um mit mir selbst ins Reine zu kommen, andererseits um interessierte Leser an den wissenschaftlichen Sozialismus von Karl Marx und Friedrich Engels heranzuführen.
Neben ideologischen Fragen werden hier bei Bedarf auch Themen aus der Alltagspolitik versucht darzustellen.
Einerseits um mit mir selbst ins Reine zu kommen, andererseits um interessierte Leser an den wissenschaftlichen Sozialismus von Karl Marx und Friedrich Engels heranzuführen.
Neben ideologischen Fragen werden hier bei Bedarf auch Themen aus der Alltagspolitik versucht darzustellen.
Sonntag, 9. Januar 2011
Montag, 3. Januar 2011
Der historische Imperialismus
Begriff und Zusammenhang mit der kapitalistischen Ökonomie
Imperialismus bedeutet eigentlich Weltreich- / Kolonialreich- Billdung nach dem Imperium Romanum der Antike. Eine Macht beherrscht die damals bekannte Welt. Heute wird damit die Zeitspanne zwischen 1870 und 1914 bezeichnet. Das besondere an dieser Epoche war, dass sich viele Mächte (Europa, USA, Japan) gleichzeitig am Wettlauf um die - wie man glaubte- endgültige Verteilung über die überblickbar gewordene Welt, beteiligten. Um der Konkurrenz in einer sich industrialisierenden Welt gewachsen zu sein, glaubten die Protagonisten, große Teile der Erde als Rohstofflieferanten und/oder Absatzmärkte beherrschen zu müssen.
Der technische Fortschritt schaffte durch die industrielle Revolution die Voraussetzungen zum Imperialismus. Bessere Waffen (Maschinengewehr), stärkere Transportsysteme (Eisenbahn und Stahlschiff) und schnellere Kommunikationssysteme (Telegraphie) ermöglichten die Beherrschung großer Räume durch wenige Menschen und die Nutzung und den Abtransport von Ressourcen. Der technische Vorsprung bewies die scheinbare Überlegenheit der Weißen, da nur diese im Besitz der neuen Techniken waren. Die Kulturen der "Eingeborenen" wurden zerschlagen und europäische Denkweisen (Egoismus, Gewinnstreben, Fortschrittsgläubigkeit, Freiheitsideal) eingeführt.
Der Imperialismus als Begriff dient kommunistischen Theoretikern wir Luxemburg oder Lenin als Identifikation mit dem Kapitalismus, wobei Lenin den Imperialismus als das höchste Stadium des Kapitalismus ansah, in dessen Phase er zusammenbrechen müsse und dem Sozialismus Platz mache.
Durch die Industrialisierung der westlichen Welt kam es Ende des 19. Jh. zu einer politischen wie ökonomischen Hegemonie westlich-europäischer Staaten über weniger industrialisierter bzw rein agrarischer Staaten.
Der Begriff des Imperialismus steht außenpolitisch also stets im Zusammenhang zum Kolonialismus (Bestreben entwickelter Staaten, jenseits der eigenen Grenzen unterentwickelte Gebiete politisch, wirtschaftlich und kulturell zu beherrschen). So kommt es, dass man mit dem Imperialismus heute auch eine Zeitepoche verbindet (1880-1914), wo europäische Großmächte ihre Kolonien expansiv ausweiteten und dabei in gegenseitiger Konkurrenz standen (deshalb antagonistische Expansion). Der Antagonismus (unversöhnlicher Widerspruch bzw Gegensatz, Vergleich Bourgeoisie & Proletariat) ist dafür verantwortlich, dass im Zuge des Imperialismus keine Monopolstellung zustande kam und auch kein einheitlicher Weltimperialismus entstand, weshalb die nationalstaatlichen Widersprüche der ersten ökonomischen Globalisierung in den I.Weltkrieg mündete. Großmächte brauchten Kolonien, um genügend Prestige zur Anerkennung zu haben.
Der I.Weltkrieg war deshalb eine historische Notwendigkeit, da ddie kapitalistische Ökonomie 1914 eine große Blase war, welche durch den Krieg geplatzt ist (Beginn der Weltwirtschaftskrise nicht 1929, sondern 1914). Der nationalstaatliche Wettbewerb und das Aufkommen der Spannungen begann allerdings erst in der 2. Phase des Imperialismus, denn solange noch genügend „freier Raum“ zur Verfügung stand, verstanden sich die imperialistischen Großmächte als „Freunde“ und konnten zu einer Deeskalation der Spannungen beitragen.
Diese ökonomische Blase kam auch deshalb zustande, weil der im Imperialismus entstandene Nationalismus Staaten zwang, auch wenig ertragreiche Kolonien zu okkupieren, nur um den Ruf als Großmacht zu festigen. Die politische Eroberung verschiedener Kolonien war ökonomisch kontraproduktiv (Verwaltung & Besatzung > wirtschaftlicher Ertrag, Ressourcenausbeutung), da die Spekulation nach Gewinn ein größerer Antrieb war als nüchterne wirtschaftliche Einschätzungen (→ Spekulationsblase → ökonomische Instabilität → I.Weltkrieg). Der ökonomische Unsinn des Protektionismus durch Imperialismus beweist die Tatsache, dass für jedes imperialistische Land der Tauschhandel und die Kapitalinvestitionen mit ihren Kolonien nur eine sekundäre Rolle spielte, primär war immer noch der Handel mit den Nationalstaaten untereinander (Import und Export mit Kolonien reichte nie über 20%, Frankreich investierte mehr Kapital in Russland als in seinen Kolonien). Bevor der imperialistische Antagonismus in den I.Weltkrieg mündete, stand 84,4% der Erdoberfläche unter weißer Herrschaft, 1/5 der Weltfläche waren Kolonien. Das British Empie besaß 30 Millionen Km², Frankreich 8 Millionen Km² und Deutschland 3 Millionen Km² (2010: 357.023 Km²).
1914 ist die kapitalistische Weltordnung zusammengebrochen. Das nahm die Form eines Krieges an, aber dem Ausbruch des militärischen Konflikts zwischen den europäischen Mächten lag der Zusammenbruch der ökonomischen Grundlagen zugrunde, auf denen die vorherige relative Stabilität beruht hatte.
Der kapitalistische Zusammenbruch von 1914 mündete in eine Epoche revolutionärer Kämpfe, obwohl das unmittelbar keineswegs offensichtlich war. Als Lenin 1915 die objektiven Bestandteile einer revolutionären Situation untersuchte, war sein Name erst wenigen Menschen bekannt. Gegen den Verrat der Sozialdemokraten, die sich hinter ihre jeweils eigene herrschende Klasse gestellt hatten, betonte Lenin, dass der Krieg die sozialistische Revolution auf die historische Tagesordnung gestellt hatte. Der Zusammenbruch des Kapitalismus ist nicht einfach eine Wirtschaftskrise. Er bedeutet den Beginn einer neuen Epoche, in der das Schicksal der Gesellschaft für die nächsten Jahrzehnte entschieden wird. Das Jahr 1914 signalisierte den ersten großen Zusammenbruch der kapitalistischen Ordnung.
Als die kapitalistische Wirtschaftsordnung bereits Ende des 19. Jahrhunderts stark wankte (Große Depression), konnte sie sich durch den ökonomischen Imperialismus retten. 1914 allerdings war die koloniale Aufteilung der Welt abgeschlossen, das Kapital hatte keine territoriale Rückzugsmöglichkeiten mehr. Der Markt war aufgeteilt, der Wettbewerb erreichte seine höchste Steigerungsform und von da ab versuchten die kapitalistischen Länder einander vom Staat nur mit mechanischen Mitteln zu vertreiben. Der Ausweg war nur der Weltkrieg, in der überflüssiges Produktionsmaterial vernichtet werden konnte und genügend Arbeitskräfte verschwanden, um das drohende Heer der Arbeitslosen zu verhindern. Der Weltkrieg war eine Revolte der Produktivkräfte gegen die nationalstaatliche Struktur des Weltkapitalismus. Der einzige weitere Ausweg wäre die Antwort der Proletariats auf die inneren Widersprüche des Kapitals gewesen – die soziale Revolution. Der Krieg beendete nicht den Aufschwung, vielmehr endete das Ende des Aufschwungs im Krieg, da die Prodktivkräfte in Europa sich nicht mehr unter gegebenen Umständen weiter entwickeln konnten.
Begründet wurde der Imperialismus mit einer kulturellen Überlegenheit der eigenen Rasse vor der unterworfenen Rasse (Sendungsbewusstsein & Überlegenheitsgefühl). Die Folgen des Wettlaufs um Kolonien war es, dass die Weißen kulturelle Gegebenheiten der afrikanischen Bevölkerung missachteten und die Grenzen per Bleistift und Lineal zogen, was noch heute zu erkennen ist. Außerdem zerstörten sie aufgebaute Wirtschaftsstrukturen, beuteten vorhandene Rohstoffe aus und nutzten die Kolonien als Absatzmärkte ihrer Produkte, es entstanden in den Kolonien Monokulturen. Dies wurde meist versucht mit einem friedenssichernden, missionarischen oder zivilisatorischen Willen zu verdecken.
Der Imperialismus entstand, als die Wirtschaftskrise von 1873 liberale Wirtschaftsgrundsätze vernichtete und einen Rückfall in das merkantilistische Denken brachte. So wurde wieder eine nationalstaatliche Zollgesetzgebung eingeführt und Wirtschaftsprotektionismus stand auf der Tagesordnung westlicher Industriestaaten. Dieser Protektionismus sollte durch koloniale Ausbeutung verwirklicht werden (neue Absatzmärkte, Rohstoffgebiete & Siedlungsgebiete). Der Imperialismus steht also im Zusammenhang mit demographischen, ökonomischen und nationalpsychologischen Gründen, wobei die Kolonien selbst nicht als Siedlungsland eine primäre Rolle spielten. Der Großteil der eigenen Bevölkerung wanderte nach Nordamerika aus (Ausnahme Russland).
Nicht selten behielten die neuen Absatzmärkte ihre politische Souveränität während dieser ersten Globalisierungswelle (zB China, welches weiterhin als selbstständiges Kaiserreich galt, aber so von imperialistischen Mächten ausgebeutet wurde, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts zum Boxeraufstand der Chinesen kam), was eine indirekte Herrschaft durch Marionettenregierungen und Verpflichtung zur wirtschaftlichen Gefolgschaft kennzeichnet.
Es ist auch durchaus wahrscheinlich, dass eine imperialistische Außenpolitik von sozialer Instabilität im Innern ablenken sollte (Sozialimperialismus).
Die Entstehung des neuzeitlichen Kapitalismus war kein friedlicher, sondern ein zutiefst gewaltsamer Prozess, über dem Marx im „Kapital“ schrieb:
„Wenn das Geld mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe zur Welt kommt, so das Kapital von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend.“
Lenins Imperialismustheorie
Der Imperialismus ist ein
- monopolistischer Kapitalismus
- parasitärer oder stagnierender Kapitalismus
- sterbender Kapitalismus
Der Imperialismus hat den Zweck, die freie Konkurrenz auf dem Markt abzuschaffen zugunsten einzelner Monopolindustrien. Begründet wird die Theorie wie folgt:
- die Konzentration des Kapitals erreichte eine Stufe, auf der verschiedene Kartelle (Zusammenschluss selbstständig bleibender Unternehmen oder sonstiger Marktakteure zur Beschränkung ihres Wettbewerbs) und Trusts (vertraglich vereinbarter Zusammenschluss mehrerer Unternehmen) hervorgingen
- die monopolistische Stellungen verschiedener Großbanken ( 3-5 Großbanken beherrschen das Wirtschaftsleben der westlichen Industrienationen)
- der Besitzergreifung der Rohstoffquellen durch die Trusts und der internationalen Finanzoligarchie (Finanzkapital ist monopolistischen Industriekapital, welches mit dem Bankkapital verschmolzen ist)
- Die Verschmelzung der Bank- und Industriekapitals zum Finanzkapital
- die wirtschaftliche Aufteilung der Welt unter den internationalen Kartellen, welche den Weltmarkt beherrschen und diesen friedlich aufteilen
- die territoriale Aufteilung der Welt ist abgeschlossen. Die Ausbeutung der Kolonien verwandelt die zivilisierte Welt in einen Schmarotzer auf den Kolonien der unzivilisierten Völker.
Vor dem Imperialismus war es richtig zu sagen, die Gesellschaft lebt auf den Kosten des modernen Proletariats. Im Imperialismus ist es richtig zu sagen, eine privilegierte Schicht des Proletariats lebt zum Teil auf Kosten der Massen der nichtzivilisierten Völker.
Der Imperialismus ist der sterbende Kapitalismus, weil das aus dem Kapitalismus erwachsene Monopol das Absterben des Kapitalismus und den Übergang zum Sozialismus bedeutet.
Die freie Konkurrenz ist die Grundeigenschaft des Kapitalismus und der Warenproduktion überhaupt; das Monopol ist der direkte Gegensatz zur freien Konkurrenz, aber diese begann sich vor unseren Augen zum Monopol zu wandeln, indem sie die Großproduktion schuf, den Kleinbetrieb verdrängte, die großen Betriebe durch noch größere ersetzte, die Konzentration der Produktion und des Kapitals so weit trieb, daß daraus das Monopol entstand und entsteht, nämlich: Kartelle, Syndikate, Trusts und das mit ihnen verschmelzende Kapital eines Dutzends von Banken, die mit Milliarden schalten und walten. Zugleich aber beseitigen die Monopole nicht die freie Konkurrenz, aus der sie erwachsen, sondern bestehen über und neben ihr und erzeugen dadurch eine Reihe besonders krasser und schroffer Widersprüche, Reibungen und Konflikte. Das Monopol ist der Übergang vom Kapitalismus zu einer höheren Ordnung.
Bezug auf Deutschland
Nachdem das Deutsche Reich politisch entstand, entwickelte es sich schnell zu einer hegemonialen Industriemacht. Bismarck versuchte durch seine Außenpolitik keine Expansion Deutschlands vorzubereiten, sondern er vollführte eine konsequente Friedenspolitik, da Deutschlands Hegemonie nur relativ und damit instabil war. Ebenso verzichtete er auf einen kolonialen Wettbewerb, um Deutschland vor dem imperialistischen Antagonismus zu schützen (Deutsche Saturiertheit). Da die außenpolitischen Kämpfe und Richtungen sehr bald aber allein von imperialistischen Interessen geleitet wurde, war es für das Reich immer schwerer, sich aus dem Ringen kolonialer Expansion herauszuhalten. Die Forderung des deutschen Kleinbürgertums, des Bildungsbürgertums und des Adels nach einem Platz an der Sonne (Gründung des alldeutschen Verbandes 1891 als präfaschistischer Verein, der die theoretischen Grundlage für die Herrenrassen-Ideologie der späteren Nationalsozialisten legte) verschwierigte die Situation noch zusätzlich.
Imperialismus bedeutet eigentlich Weltreich- / Kolonialreich- Billdung nach dem Imperium Romanum der Antike. Eine Macht beherrscht die damals bekannte Welt. Heute wird damit die Zeitspanne zwischen 1870 und 1914 bezeichnet. Das besondere an dieser Epoche war, dass sich viele Mächte (Europa, USA, Japan) gleichzeitig am Wettlauf um die - wie man glaubte- endgültige Verteilung über die überblickbar gewordene Welt, beteiligten. Um der Konkurrenz in einer sich industrialisierenden Welt gewachsen zu sein, glaubten die Protagonisten, große Teile der Erde als Rohstofflieferanten und/oder Absatzmärkte beherrschen zu müssen.
Der technische Fortschritt schaffte durch die industrielle Revolution die Voraussetzungen zum Imperialismus. Bessere Waffen (Maschinengewehr), stärkere Transportsysteme (Eisenbahn und Stahlschiff) und schnellere Kommunikationssysteme (Telegraphie) ermöglichten die Beherrschung großer Räume durch wenige Menschen und die Nutzung und den Abtransport von Ressourcen. Der technische Vorsprung bewies die scheinbare Überlegenheit der Weißen, da nur diese im Besitz der neuen Techniken waren. Die Kulturen der "Eingeborenen" wurden zerschlagen und europäische Denkweisen (Egoismus, Gewinnstreben, Fortschrittsgläubigkeit, Freiheitsideal) eingeführt.
Der Imperialismus als Begriff dient kommunistischen Theoretikern wir Luxemburg oder Lenin als Identifikation mit dem Kapitalismus, wobei Lenin den Imperialismus als das höchste Stadium des Kapitalismus ansah, in dessen Phase er zusammenbrechen müsse und dem Sozialismus Platz mache.
Durch die Industrialisierung der westlichen Welt kam es Ende des 19. Jh. zu einer politischen wie ökonomischen Hegemonie westlich-europäischer Staaten über weniger industrialisierter bzw rein agrarischer Staaten.
Der Begriff des Imperialismus steht außenpolitisch also stets im Zusammenhang zum Kolonialismus (Bestreben entwickelter Staaten, jenseits der eigenen Grenzen unterentwickelte Gebiete politisch, wirtschaftlich und kulturell zu beherrschen). So kommt es, dass man mit dem Imperialismus heute auch eine Zeitepoche verbindet (1880-1914), wo europäische Großmächte ihre Kolonien expansiv ausweiteten und dabei in gegenseitiger Konkurrenz standen (deshalb antagonistische Expansion). Der Antagonismus (unversöhnlicher Widerspruch bzw Gegensatz, Vergleich Bourgeoisie & Proletariat) ist dafür verantwortlich, dass im Zuge des Imperialismus keine Monopolstellung zustande kam und auch kein einheitlicher Weltimperialismus entstand, weshalb die nationalstaatlichen Widersprüche der ersten ökonomischen Globalisierung in den I.Weltkrieg mündete. Großmächte brauchten Kolonien, um genügend Prestige zur Anerkennung zu haben.
Der I.Weltkrieg war deshalb eine historische Notwendigkeit, da ddie kapitalistische Ökonomie 1914 eine große Blase war, welche durch den Krieg geplatzt ist (Beginn der Weltwirtschaftskrise nicht 1929, sondern 1914). Der nationalstaatliche Wettbewerb und das Aufkommen der Spannungen begann allerdings erst in der 2. Phase des Imperialismus, denn solange noch genügend „freier Raum“ zur Verfügung stand, verstanden sich die imperialistischen Großmächte als „Freunde“ und konnten zu einer Deeskalation der Spannungen beitragen.
Diese ökonomische Blase kam auch deshalb zustande, weil der im Imperialismus entstandene Nationalismus Staaten zwang, auch wenig ertragreiche Kolonien zu okkupieren, nur um den Ruf als Großmacht zu festigen. Die politische Eroberung verschiedener Kolonien war ökonomisch kontraproduktiv (Verwaltung & Besatzung > wirtschaftlicher Ertrag, Ressourcenausbeutung), da die Spekulation nach Gewinn ein größerer Antrieb war als nüchterne wirtschaftliche Einschätzungen (→ Spekulationsblase → ökonomische Instabilität → I.Weltkrieg). Der ökonomische Unsinn des Protektionismus durch Imperialismus beweist die Tatsache, dass für jedes imperialistische Land der Tauschhandel und die Kapitalinvestitionen mit ihren Kolonien nur eine sekundäre Rolle spielte, primär war immer noch der Handel mit den Nationalstaaten untereinander (Import und Export mit Kolonien reichte nie über 20%, Frankreich investierte mehr Kapital in Russland als in seinen Kolonien). Bevor der imperialistische Antagonismus in den I.Weltkrieg mündete, stand 84,4% der Erdoberfläche unter weißer Herrschaft, 1/5 der Weltfläche waren Kolonien. Das British Empie besaß 30 Millionen Km², Frankreich 8 Millionen Km² und Deutschland 3 Millionen Km² (2010: 357.023 Km²).
1914 ist die kapitalistische Weltordnung zusammengebrochen. Das nahm die Form eines Krieges an, aber dem Ausbruch des militärischen Konflikts zwischen den europäischen Mächten lag der Zusammenbruch der ökonomischen Grundlagen zugrunde, auf denen die vorherige relative Stabilität beruht hatte.
Der kapitalistische Zusammenbruch von 1914 mündete in eine Epoche revolutionärer Kämpfe, obwohl das unmittelbar keineswegs offensichtlich war. Als Lenin 1915 die objektiven Bestandteile einer revolutionären Situation untersuchte, war sein Name erst wenigen Menschen bekannt. Gegen den Verrat der Sozialdemokraten, die sich hinter ihre jeweils eigene herrschende Klasse gestellt hatten, betonte Lenin, dass der Krieg die sozialistische Revolution auf die historische Tagesordnung gestellt hatte. Der Zusammenbruch des Kapitalismus ist nicht einfach eine Wirtschaftskrise. Er bedeutet den Beginn einer neuen Epoche, in der das Schicksal der Gesellschaft für die nächsten Jahrzehnte entschieden wird. Das Jahr 1914 signalisierte den ersten großen Zusammenbruch der kapitalistischen Ordnung.
Als die kapitalistische Wirtschaftsordnung bereits Ende des 19. Jahrhunderts stark wankte (Große Depression), konnte sie sich durch den ökonomischen Imperialismus retten. 1914 allerdings war die koloniale Aufteilung der Welt abgeschlossen, das Kapital hatte keine territoriale Rückzugsmöglichkeiten mehr. Der Markt war aufgeteilt, der Wettbewerb erreichte seine höchste Steigerungsform und von da ab versuchten die kapitalistischen Länder einander vom Staat nur mit mechanischen Mitteln zu vertreiben. Der Ausweg war nur der Weltkrieg, in der überflüssiges Produktionsmaterial vernichtet werden konnte und genügend Arbeitskräfte verschwanden, um das drohende Heer der Arbeitslosen zu verhindern. Der Weltkrieg war eine Revolte der Produktivkräfte gegen die nationalstaatliche Struktur des Weltkapitalismus. Der einzige weitere Ausweg wäre die Antwort der Proletariats auf die inneren Widersprüche des Kapitals gewesen – die soziale Revolution. Der Krieg beendete nicht den Aufschwung, vielmehr endete das Ende des Aufschwungs im Krieg, da die Prodktivkräfte in Europa sich nicht mehr unter gegebenen Umständen weiter entwickeln konnten.
Begründet wurde der Imperialismus mit einer kulturellen Überlegenheit der eigenen Rasse vor der unterworfenen Rasse (Sendungsbewusstsein & Überlegenheitsgefühl). Die Folgen des Wettlaufs um Kolonien war es, dass die Weißen kulturelle Gegebenheiten der afrikanischen Bevölkerung missachteten und die Grenzen per Bleistift und Lineal zogen, was noch heute zu erkennen ist. Außerdem zerstörten sie aufgebaute Wirtschaftsstrukturen, beuteten vorhandene Rohstoffe aus und nutzten die Kolonien als Absatzmärkte ihrer Produkte, es entstanden in den Kolonien Monokulturen. Dies wurde meist versucht mit einem friedenssichernden, missionarischen oder zivilisatorischen Willen zu verdecken.
Der Imperialismus entstand, als die Wirtschaftskrise von 1873 liberale Wirtschaftsgrundsätze vernichtete und einen Rückfall in das merkantilistische Denken brachte. So wurde wieder eine nationalstaatliche Zollgesetzgebung eingeführt und Wirtschaftsprotektionismus stand auf der Tagesordnung westlicher Industriestaaten. Dieser Protektionismus sollte durch koloniale Ausbeutung verwirklicht werden (neue Absatzmärkte, Rohstoffgebiete & Siedlungsgebiete). Der Imperialismus steht also im Zusammenhang mit demographischen, ökonomischen und nationalpsychologischen Gründen, wobei die Kolonien selbst nicht als Siedlungsland eine primäre Rolle spielten. Der Großteil der eigenen Bevölkerung wanderte nach Nordamerika aus (Ausnahme Russland).
Nicht selten behielten die neuen Absatzmärkte ihre politische Souveränität während dieser ersten Globalisierungswelle (zB China, welches weiterhin als selbstständiges Kaiserreich galt, aber so von imperialistischen Mächten ausgebeutet wurde, dass es Anfang des 20. Jahrhunderts zum Boxeraufstand der Chinesen kam), was eine indirekte Herrschaft durch Marionettenregierungen und Verpflichtung zur wirtschaftlichen Gefolgschaft kennzeichnet.
Es ist auch durchaus wahrscheinlich, dass eine imperialistische Außenpolitik von sozialer Instabilität im Innern ablenken sollte (Sozialimperialismus).
Die Entstehung des neuzeitlichen Kapitalismus war kein friedlicher, sondern ein zutiefst gewaltsamer Prozess, über dem Marx im „Kapital“ schrieb:
„Wenn das Geld mit natürlichen Blutflecken auf einer Backe zur Welt kommt, so das Kapital von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend.“
Lenins Imperialismustheorie
Der Imperialismus ist ein
- monopolistischer Kapitalismus
- parasitärer oder stagnierender Kapitalismus
- sterbender Kapitalismus
Der Imperialismus hat den Zweck, die freie Konkurrenz auf dem Markt abzuschaffen zugunsten einzelner Monopolindustrien. Begründet wird die Theorie wie folgt:
- die Konzentration des Kapitals erreichte eine Stufe, auf der verschiedene Kartelle (Zusammenschluss selbstständig bleibender Unternehmen oder sonstiger Marktakteure zur Beschränkung ihres Wettbewerbs) und Trusts (vertraglich vereinbarter Zusammenschluss mehrerer Unternehmen) hervorgingen
- die monopolistische Stellungen verschiedener Großbanken ( 3-5 Großbanken beherrschen das Wirtschaftsleben der westlichen Industrienationen)
- der Besitzergreifung der Rohstoffquellen durch die Trusts und der internationalen Finanzoligarchie (Finanzkapital ist monopolistischen Industriekapital, welches mit dem Bankkapital verschmolzen ist)
- Die Verschmelzung der Bank- und Industriekapitals zum Finanzkapital
- die wirtschaftliche Aufteilung der Welt unter den internationalen Kartellen, welche den Weltmarkt beherrschen und diesen friedlich aufteilen
- die territoriale Aufteilung der Welt ist abgeschlossen. Die Ausbeutung der Kolonien verwandelt die zivilisierte Welt in einen Schmarotzer auf den Kolonien der unzivilisierten Völker.
Vor dem Imperialismus war es richtig zu sagen, die Gesellschaft lebt auf den Kosten des modernen Proletariats. Im Imperialismus ist es richtig zu sagen, eine privilegierte Schicht des Proletariats lebt zum Teil auf Kosten der Massen der nichtzivilisierten Völker.
Der Imperialismus ist der sterbende Kapitalismus, weil das aus dem Kapitalismus erwachsene Monopol das Absterben des Kapitalismus und den Übergang zum Sozialismus bedeutet.
Die freie Konkurrenz ist die Grundeigenschaft des Kapitalismus und der Warenproduktion überhaupt; das Monopol ist der direkte Gegensatz zur freien Konkurrenz, aber diese begann sich vor unseren Augen zum Monopol zu wandeln, indem sie die Großproduktion schuf, den Kleinbetrieb verdrängte, die großen Betriebe durch noch größere ersetzte, die Konzentration der Produktion und des Kapitals so weit trieb, daß daraus das Monopol entstand und entsteht, nämlich: Kartelle, Syndikate, Trusts und das mit ihnen verschmelzende Kapital eines Dutzends von Banken, die mit Milliarden schalten und walten. Zugleich aber beseitigen die Monopole nicht die freie Konkurrenz, aus der sie erwachsen, sondern bestehen über und neben ihr und erzeugen dadurch eine Reihe besonders krasser und schroffer Widersprüche, Reibungen und Konflikte. Das Monopol ist der Übergang vom Kapitalismus zu einer höheren Ordnung.
Bezug auf Deutschland
Nachdem das Deutsche Reich politisch entstand, entwickelte es sich schnell zu einer hegemonialen Industriemacht. Bismarck versuchte durch seine Außenpolitik keine Expansion Deutschlands vorzubereiten, sondern er vollführte eine konsequente Friedenspolitik, da Deutschlands Hegemonie nur relativ und damit instabil war. Ebenso verzichtete er auf einen kolonialen Wettbewerb, um Deutschland vor dem imperialistischen Antagonismus zu schützen (Deutsche Saturiertheit). Da die außenpolitischen Kämpfe und Richtungen sehr bald aber allein von imperialistischen Interessen geleitet wurde, war es für das Reich immer schwerer, sich aus dem Ringen kolonialer Expansion herauszuhalten. Die Forderung des deutschen Kleinbürgertums, des Bildungsbürgertums und des Adels nach einem Platz an der Sonne (Gründung des alldeutschen Verbandes 1891 als präfaschistischer Verein, der die theoretischen Grundlage für die Herrenrassen-Ideologie der späteren Nationalsozialisten legte) verschwierigte die Situation noch zusätzlich.
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